„Gebt den Kindern ihre Unschuld zurück“ – ein offener Hilferuf an eine Schulleiterin

„Gebt den Kindern ihre Unschuld zurück“ – ein offener Hilferuf an eine Schulleiterin

Falsch
verstandenes Kindeswohl
Von Maurice Janich und Christian Euler
Die Coronakrise schafft ihre eigene Realität, die bisweilen wie aus einem Science-Fiction-Film
wirkt. Mitte September vergangenen Jahres bei einer Einschulung in der James-Loeb-Grundschule
im bayerischen Murnau. Eine Szenerie, die ebenso befremdend wie aberwitzig wirkt: Aufgeregt
sitzen die Erstklässler in stiller Eintracht auf langen Bänken – ihre unschuldigen Gesichter sind von
Masken bedeckt. Auf dem Schulhof liegen aufgepumpte Fahrradschläuche im Abstand zwischen
1,50 und zwei Metern. Die Vorbereitung für eine besondere Überraschung – könnte man meinen.
Eine junge Mutter überkommt beim Anblick der maskierten Kinder eine Mischung aus Wut und
Traurigkeit. Mit einem weiteren Elternpaar sind sie und ihr Mann die einzigen Eltern ohne Maske.
Auch ihr Sohn trägt keine Mund-Nasen-Bedeckung. Doch niemand spricht sie darauf an.
Die Feier beginnt mit einer kurzen Begrüßungsrede der Schulleiterin – vorschriftsmäßig mit Maske
und Corona-konform geschütztem Mikrofon. Die dritte Klasse heißt ihre neuen Mitschüler mit
einem Gedicht willkommen. Nach dieser Zeremonie werden die Einschulungskinder aufgefordert,
sich in die am Boden liegenden Fahrradschläuche zu stellen. Was wie ein Spiel aussieht, ist die
perfide Methode, die Kinder auf Abstand zu halten.
Ihre Haltung ist stramm, die Arme eng angelegt an die kleinen Körper. Keine Spur von kindlicher
Ausgelassenheit und Unbedarftheit, kein Leuchten in den Augen der Erstklässler an ihrem
Ehrentag. „Es war unendlich traurig und wirkte wie eine Militärübung auf mich“, wird die Mutter
später unter Tränen berichten.
Die Feier geht weiter, die ABC-Schützen schreiten durch einen Blumenbogen in das Schulgebäude.
Die Eltern dürfen ihre Kleinen nicht begleiten, sie müssen wegen der Corona-Maßnahmen draußen
warten. Nach einer Stunde dürfen sie ihre Schulnovizen wieder abholen. Die Vorfreude der Mutter,
ihren Sohn als „offiziellen“ Erstklässler in die Arme schließen zu können, weicht tiefer
Erschütterung: Er trägt nun auch eine Maske. „Ich konnte keine Geste von meinem Kind
wahrnehmen – gerade in dieser für ihn so bedeutenden Situation“, blickt sie zurück. Sie fühlt sich
machtlos und legt ihrem Sohn nahe, seine Maske wieder abzunehmen. Als sie weiter zum Ausgang
des Pausenhofs gehen, bricht er plötzlich in Tränen aus.
Pädagogik zum Wohle der Kinder?
Er ist tieftraurig, weil er sich nicht neben seinen besten Freund setzen durfte. Die Schüler der ersten
Klasse müssen nämlich an Einzeltischen sitzen. Die irritierte Mutter versucht ihren Jungen zu
beruhigen. Sie fühlt sich hintergangen, weil sie als Eltern nicht hierüber informiert wurden. Ihr
Mann wendet sich hilfesuchend an eine Lehrerin. „Ihr Sohn muss nicht traurig sein“, antwortet
diese. Die Eltern fragen sich, wie dies mit Pädagogik zum Wohle der Kinder zu vereinbaren ist. Sie
wissen nur: Ihr Sohn ist unglücklich.
Die Mutter fragt ihn, warum er plötzlich eine Maske trägt. Schließlich ist er durch ein ärztliches
Attest befreit, weil er unter Atemnot leidet. „Damit mich die Anderen nicht so komisch anschauen“,
antwortet er – und fügt hinzu, dass er damit weniger Luft bekommt. Er fühlt sich gezwungen einen
Mund-Nasen-Schutz zu tragen, um nicht ausgelacht und verspottet zu werden.
„Kinder massiv verunsichert“
Dass insbesondere Kinder massiv unter der Coronakrise leiden, bestreiten zwischenzeitlich selbst
hartgesottene Maßnahmen-Verfechter nicht mehr. Zwar dauerte es mehr als ein halbes Jahr, doch
Mitte März schien auch an der James-Loeb-Grundschule erstmals Empathie für die extrem
belasteten Schüler angekommen zu sein.
„Das Leben unter Pandemie-Bedingungen, die ständigen Hinweise auf Abstand und das
Maskentragen verunsichert manche Kinder massiv.“ Was klingt wie ein besorgter KinderPsychiater, ist die Einschätzung von Rektorin Andrea Meder gegenüber dem Münchner Merkur.
Viele Kinder erlitten erhebliche Entwicklungsrückschritte durch die monatelange Beschränkung auf
ganz wenige Kontakte, so Meder. Einzelne Kinder hätten gar depressive Züge entwickelt.
Für die Schulleiterin ist dies eine „sehr besorgniserregende Situation“ – und Grund genug, sich
Hilfe von außen zu holen. Die Schule will – mit bis zu 10.000 Euro unterstützt durch den RotaryClub – eine Heilpädagogin einsetzen, die stark betroffene Kinder in Einzelarbeit auffangen soll. Liebe Frau Meder,
Sie haben nach sieben Monaten festgestellt, dass Kinder psychisch leiden. Das schockiert mich.
Genau zum jetzigen Zeitpunkt, da Sie wissen, wie sehr ihre Schüler traumatisiert wurden – und
werden, darf ich Sie an das Remonstrationsrecht bzw. die entsprechende Pflicht erinnern – zum
Wohle der Kinder, die der jetzigen Situation hilflos ausgeliefert sind. Mit einer Heilpädagogin
Symptome zu bekämpfen, ist wenig zielführend, da es die grundlegenden Probleme nicht bei der
Wurzel packt. Statt Ursachenforschung zu betreiben, kratzen Sie lediglich an Symptomen.
Es ist, als würde die Schule lichterloh brennen und Sie stellen einen Feuerwehrmann ein, der jeden
Tag einen Eimer Wasser in die Flammen gießt. Kurzum: Den jungen Menschen helfen Sie damit
nicht.
Jeder hat eine zweite Chance verdient. Daher führen Sie sich bitte nochmals vor Augen: Die Kinder
sind bereits traumatisiert – dies liegt auch in Ihrer Verantwortung. Unwissenheit schützt vor Fehlern
nicht. Noch können Sie das Ruder herumreißen – und weitere, möglicherweise irreversible Schäden
vermeiden. Damit würden Sie wahre Größe zeigen und wären motivierendes und Mut machendes
Vorbild für andere Schulleiter. Sie als Rektorin tragen eine große Verantwortung und ich bin mir
sicher, Sie wollen nur das Beste für Ihre Schüler.
Ich appelliere daher an Sie: Informieren Sie sich bitte gründlich und ganzheitlich über die gesamte
Situation und klären Sie Ihr Kollegium entsprechend auf. So nehmen Sie Ihren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern die Angst – und damit auch den Kindern!
Liebe Frau Meder: Ein Jahr Corona ist für viele Kinder gleichzusetzen mit zehn bis 20 Jahren
Corona für Erwachsene. Ist Ihnen bewusst, was das bedeutet? Es ist an der Zeit, bitte handeln Sie
JETZT SOFORT! Jeder weitere Tag ist ein verlorener Tag im Leben der Kinder.
Herzlich
Ihr Maurice Janich – Pädagoge/Visualisierungstherapeut
https://reitschuster.de/post/gebt-den-kindern-ihre-unschuld-zurueck-ein-offener-hilferuf-an-eineschulleiterin

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