Ansätze für einen neuen Faschismus nun salonfähig? – Wer wehret den Anfängen?
Die Hatz ist längst eröffnet. Radikal gegen eine ganze Generation hetzte die TAZ : „Rentner, gebt
das Wahlrecht ab! Und den Führerschein gleich mit. Denn für beides gilt: Die Alten gefährden die
Jungen. Was wir brauchen, ist eine Epistokratie der Jugend.“ (https://taz.de/Kolumne-Der-roteFaden/!5597166). Epistrokratie bezeichnet eine Herrschaft der Wissenden, sozusagen eine neue
Elite, die das Sagen hat. Demokratie endgültig adé.
Hat Henryk M. Broder jedoch nicht recht? Wer seine Sinne beisammen hat, würde der sich von
einem 16-jährigen, der zu Weihnachten einen Anatomieatlas geschenkt bekommen hat, den
Blinddarm herausnehmen lassen? „Und kein Mensch, der einen Hedgefond von einem
Bausparvertrag unterscheiden kann, würde einem 16-Jährigen sein Vermögen anvertrauen. Aber
wenn es um das Klima und die Welt, in der wir leben, geht, mutieren lärmende Kinder plötzlich zu
geschätzten Propheten eines bevorstehenden Untergangs.“1
Der gebührenfinanzierte, mittlerweile linksdoktrinäre Sender wdr setzt der Polarisierung noch eins
drauf: Obwohl es bekanntermaßen immer mehr Obdachlosigkeit und nicht nur Altersarmut gibt,
werden die Deklassierten auch noch verhöhnt: „Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein
Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounterfleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte
Umweltsau.“ Viele Menschen können sich nur noch selten überhaupt ein Hühnerei leisten, müssen
in unserem von Banken und Politikern abgewrackten „Sozialstaat“ entwürdigend Flaschen aus den
Papierkörben fischen, um überhaupt noch über die Runden zu kommen. Die Tafeln platzen vor
Andrang bereits aus allen Nähten, über 12,8 Millionen Menschen in Deutschland sind arm, so das
Resultat des Armutsberichts 2019 des Paritätischen Gesamtverbands. Die Jugendobdachlosigkeit
nimmt zu, wer Glück hat, kann sich auf Campingplätzen noch einen Wohnwagen leisten, Dusche
für 1 Euro 5 Minuten heißes Wasser und übern Hof. Discounter kamen übrigens in den 70er Jahren
verstärkt dadurch auf, als die Preisbindungen von der Politik beseitigt wurden. Ein Kilo
hervorragender Bodenseeäpfel wird derzeit vom Aufkäufer mit 18 Cent „entlohnt“, unterhalb der
Gestehungskosten!
Das Lied ist auch deshalb nicht harmlos: „Dass sich obendrein ein WDR-Mitarbeiter bei Twitter
dazu hinreißen lässt, die „Umweltsau“ zur „Nazisau“ zu steigern, steht für die Radikalisierungen in
der Klimadebatte.“ Konsequenzen für den freien Mitarbeiten offensichtlich aus der Dortmunder
Antifa-Szene: Keine! Und diese infamen Zuschreibungen der Ausgrenzung gegen die ältere
Generation finden unter dem Deckmantel von Meinungs- und Pressefreiheit und bezahlt von
unseren Gebühren statt!
Wir Älteren bzw. unsere Eltern haben dieses Land aufgebaut und der heutigen jungen Generation
ihr Leben ermöglicht. Und dafür müssen wir uns auch noch unter Mißbrauch von Kindern
verhöhnen lassen? Müßte es nicht heißen: Unsere Oma sucht im Mülleimer nach Flaschen, weil die
Diktaturökosteuer ihr das Geld zieht aus den Taschen?
Und nun machte der Bayerische Rundfunk in seiner Sendung „Fastnacht in Franken“ 2020 in
Gestalt von Peter Kuhn von der Schwarzen Elf Schweinfurt die Kampagne gegen uns Senioren
1 Henryk M. Broder (Achgut) https://eifelon.de/umland/500-wissenschaftler-widersprechen-un-es-gibt-keinen-klimanotfall.html?fbclid=IwAR2gnbdpXVBd_JsFh5GDZTtkCSeXwizv0dh2dRsD40fpg19yxygzkWlMED42
unter frenetischem Beifall im Publikum und in Anwesenheit von Spitzenpolitikern der „etablierten“
Parteien weiter salonfähig:
„Wenn meine Granny wie gestört im Hühnerstall Motorrad fährt, dann paßt der Text doch ganz
genau, dann ist sie eine Umweltsau. Und wenn wir bei Empörung wären, dann dürften sich nur die
beschweren, die wirklich noch mit 90 Jahren wie gestört im Hühnerstall Motorrad fahren.“
Kuhn, so wikipedia, „absolvierte … eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher. Seit 1989
ist er in der Schweinfurter Jugendhilfeeinrichtung ‚Haus Marienthal‘ als Gruppenleiter einer
heilpädagogischen Wohngruppe tätig“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Kuhn_(Karnevalist).
Fragwürdig wird seine Stellungnahme zu uns Senioren auch, wenn man sich das
„Selbstverständnis“ des Hauses anschaut, in dem er tätig ist: „Die praktische Ausübung christlicher
Nächstenliebe bedeutet für uns, Menschen, die sich unseren Angeboten anvertrauen, verlässliche
Hilfen zu geben, die ihnen innerhalb wie außerhalb unserer Dienstleistungen ein Leben in Würde
ermöglichen“. Nebenbei bemerkt: Vollends als wertezersetzt erscheint uns das propagierte
Menschenbild „Durch unser wertorientiertes Handeln setzen wir Zeichen der Nächstenliebe,
Mitmenschlichkeit und Solidarität“ zudem, wenn Kuhns Rede als Gesamteindruck betrachtet wird.
So hat etwa die englische Bevölkerung sich nachvollziehbar dafür entschieden, diese EU zu
verlassen und das ist als souveräne Entscheidung zu respektieren.2
Geht es nicht vielmehr darum, wieder einmal Stimmung gegen den verfaßten Nationalstaat und
damit gegen den jeweiligen souveränen demokratischen Rechtstaat unter Ausschaltung des
Parlamentsvorbehaltes (etwa in der Kriegsfrage) zu machen? Und dies ganz im MainstreamFahrwasser von Politikern und Kirchenvertretern, zentralistisch mit „einer Stimme zu sprechen und
endlich nach dem Mehrheitsprinzip in außenpolitischen Fragen zu agieren“ (so ein parteipolitisch
hochrangiger Parlamentarier der EU)? Nebenbei bemerkt beginnt sich Großbritannien langsam
wirtschaftlich zu erholen, ähnlich wie Island, das vor allem nach Abwertung der Währung ebenfalls
wieder einen Aufschwung verspürt. Warum nicht endlich wieder zum „Europa der Vaterländer“
zurückkommen, mit einer starken EFTA und dem damit verbundenen Schutz der jeweiligen
Landwirtschaften, wie es einst Adenauer und de Gaulle gestalten wollten?
Willy Wimmer, Staatssekretär im Verteidigungsministerium a.D. und ehemaliger Vizepräsident der
Parlamentarischen Versammlung der OSZE, faßt es so:
„Da Meinungsvielfalt bei uns seit dem Jugoslawien-Krieg bei den Zwangsmedien und den großen
Zeitungen abgeschafft ist, kommt der im Volk vorhandene Pluralismus nicht mehr vor. Es wird von
oben dekretiert, was die Bürgerinnen und Bürger zu denken haben. Diese werden dann notfalls als
‘Pack’ oder ‘Nazis’ beschimpft, wenn sie den neuen deutschen Regierungstotalitarismus nicht
mitmachen.“ (Willy Wimmer: „Die NATO hat derzeit einen klaren Kampfauftrag).
Die zu beoachtende Entmenschlichung und Dämonisierung von politischen Gegnern bzw.
„Feinden“ – auch mit vorsätzlich erscheinenden Verdrehungen und damit Grundrechte
absprechenden Ausgrenzungen durch Obrigkeit und ihren „Wasserträgern“ – hat, wie auch wir
schon erleben mußten, eine lange Tradition. Ein Eintreten für unseren Rechtsstaat kann schnell bis
zur öffentlichen Psychiatrisierung gehen.
Das Westfallenblatt kommentiert den Lied-Skandal weiter:
„Derzeit ist viel von vermeintlichen Analogien der 1920er Jahre zu den beginnenden 2020er Jahren
die Rede. Man kann den Gedanken für übertrieben halten, aber wenn im Zusammenhang mit der
Großeltern-Generation Begriffe wie ‚Umweltsau‘ und ‚Nazisau‘ benutzt werden, dann erinnert das
an ‚Judensau‘. ‚Knallt ab den Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau‘ hatten
antisemitische Freikorpssoldaten über den Reichsaußenminister gesungen, bevor dieser 1922
ermordet wurde.
Und heute? Muss es wieder „Wehret den Anfängen!“ heißen? Was bedeutet es, wenn die
Großmutter als ‚Umweltsau‘ bezeichnet wird, SUV-Fahrer von Klima-Aktivisten an der Weiterfahrt
gehindert und grüne Hausnummern für ‚nachhaltige Lebensweise‘ verteilt werden? Eine Gruppe der
Gesellschaft (Großeltern und SUV-Fahrer) wird von einer anderen Gruppe (selbsternannte
Klimaschützer) als schädlich definiert und stigmatisiert. Das sind Ansätze von Faschismus, nicht
2
„Es wäre very nice gewesen, wenn Great Britain ohne Staatsaffäre in the Union dringeblieben wäre. Doch David
Cameron dachte einst als Gag: ‘Wir machen mal den Union Jack!'” 3
mehr und nicht weniger. Wer solche Vorfälle als harmlos abtun will, hat von der Entwicklung
dieser Gesellschaft nicht viel verstanden, will es nicht verstehen oder begrüßt diese Entwicklung.“
Im Netz finden sich etliche Stellungnahmen, die die – nur vorerst? – Abwertung durch das Lied als
sog. „Satire“ rechtfertigen. Wann heißt es dann auch wieder „Russensau“? Die SS wurde einst vor
einer Aufschrift fotografiert: „Der Russe muß sterben, damit wir leben können.“ Heutzufage schaue
man in die Ukraine, wo auch mit deutscher Unterstützung 2014 geputscht wurde und eine
Regierung mit „guten Nazis“, so Willy Wimmer, etabliert wurde. Eine wirkliche Gefahr für Europa.
Wegen der Deckung des Proteinbedarfs wird bereits heute gepriesen: Der schwedische
Verhaltensforscher Magnus Söderlund schlägt vor Tote zu essen. Seine Idee: Wir könnten den
CO2-Ausstoß verringern, indem wir den Fleischkonsum verändern. Dazu könnte auch eine Form
des Kannibalismus zählen, indem man die frisch Verstorbenen nicht bestattet, sondern zu
Nahrungsmitteln umarbeitet. Wir haben jegliche Erfurcht vor dem Leben verloren! In Schweden
wurde allen Ernstes vor größerem Publikum vorgeschlagen, auf Menschenfleisch umzusteigen,
gegen den “Klimawandel”. Also: Sozialverträgliches Frühableben für uns Ältere, die so noch einen
„Dienst“ erweisen? Nun bekommt das Omalied für uns einen Sinn. Zur „Sau“(die eben einfach
abgestochen wird), erklärt, kann mit uns entsprechend verfahren werden? Der passende Film dazu
lief schon in den70ern: „Soylent Green“. Da wurde im Jahre 2022 verarbeitetes Menschenfleisch
unter den Namen „Soylent Green“ (So der Originaltitel) als Chips zur Ernäherung der Massen unter
die Menschen verteilt.
Und die bittere Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der Etablierung kommt anscheinend der
von neuen Hilfstruppen für die Kulturevolution frei nach Mao zu (siehe auch Rudi Dutschkes
„Langer Marsch durch die Institutionen“)? Wir 68er haben dafür den Weg gebahnt. Nur über eine
„kulturelle Hegemonie“, so seinerzeit Herbert Marcuse3
, könne in einer Gesellschaft Herrschaft und
Macht erlangt werden. Wie tönte doch Herbert Grönemeyer 1986: „… kinder an die macht// sie sind
die wahren anarchisten / lieben das chaos / räumen ab/ kennen keine rechte / keine pflichten“
(Originalzitat)4
. Die Vorbereitung der Seelen der Menschen für den Marsch in die Schul- und
Gesellschaftsrevolution wird mit einer Art Guerillastrategie bzw. Gehirnwäsche geführt. Dazu
müssen Hemmschwellen abgebaut werden und dabei wird diejenige Generation, die an der
Ausbildung der demokratischen Grundlagen für Wohlstand und Gemeinsinn mitgewirkt hat,
arrogant und abwertend diffamiert. Der Kinderchor stellt ein Vehikel dazu dar, Aversionen gegen
die ältere, kulturtragende Generationen zu erwirken. Das Märchen von der eigenständigen
Jugendkultur, die jedoch lediglich ein erbärmliches Spiegelbild ihrer erwachsenen Vorbilder ist,
gehört auch in das Reich der Mythen.5
Die Kampagne der Verächtlichmachung von uns Älteren ist nur ein Teil zu unserer Ausgrenzung.
Die Politik hat mit dem Gesetz zum assistierten Suizid die Weichen dafür gestellt, daß mit
„sozialverträglichem Frühableben“ (Karsten Vilmar, ehem. Ärtzekammerpräsident 1999 in der
offenen Bennenung eines Skandals) einer „Selbstentsorgung“ nichts im Weg steht. Karl Lauterbach
(SPD) formulierte es etwa so: „Sobald ein Arzt beteiligt ist, sinkt in jedem Fall das Risiko, dass die
Selbsttötung misslingt. Das passiert häufig, wenn sich jemand allein umbringen will oder einen
Helfer hat, der davon nichts versteht.“6
Damit ist der Tabubruch vollzogen und die schiefe Ebene
zum (Euthanasie)Modell Holland gebahnt.
Eine Psychologin sagte: „Es ist leicht vorauszusehen, daß eine Generation, die im Vorschul- und
Schulalter Gewalt gegen Menschen als selbstverständlich erlebt und dargestellt erhält, der
Gesellschaft ein bis zwei Jahrzehnte später kaum lösbare Probleme, aufgeben und ihrerseites
schwerlich in der Lage sein wird, konstruktive Lösungen für die anstehenden Aufgaben zu
entwickeln. Auf anderen Gebieten gelingt es den heutigen Menschen, wissenschaftliche
Langzeitstudien zu verstehen, aus ihnen Schlüsse zu ziehen, Maßnahmen zu treffen und
3 3 MEW, Band 4, S. 373 4 Marcuse, Herbert. Zeit-Messungen. Frankfurt am Main 1975, S. 46
4 https://www.welt.de/print-wams/article122357/Lufthoheit-ueber-Kinderbetten.html
5 Der Film „Leben!“ von Zhang Yimou zeigt die vernichtende Rolle der Roten Garden Maos.
6
https://mobil.stern.de/politik/deutschland/sterbehilfe–lauterbach-und-hintze-wollen–dass-assistierter-suizid-legalwird3828708.html 4
vorausblickend Fehlentwicklungen vorzubeugen. Und da, wo die Jugend – unser Kostbarstes –
heranwächst, da sollten wir dazu nicht fähig sein, es nicht können oder nicht wollen?“7
Wie wahr, die Saat der „kreativen Zerstörung“, die sich schon im Kommunistischen Manifest (im
übertragenen Sinne angewendet: Verdrängung der Alten?) findet, scheint jedoch aufgegangen zu
sein. „Immer mehr Gewalttaten – Schulen außer Kontrolle“ ist mittlerweile in manchen
Publikationen zu lesen.8
Schon vor Jahren wurde die zunehmende Mediengewalt und ihre
destruktive Wirkung angeprangert. Von politisch Verantwortlichen aber auch von Bildungsseite
wurde die Dramatik heruntergespielt. Wie lange noch lassen wir es zu, daß uns verrohte
Medienschaffende, Politiker(innen) und „Karnevalisten“ Hetze gegen Senioren als „Spaß“
verkaufen wollen und Kinder dazu benutzen?
Von „Umweltsau“ bis „Nazisau“ – waren es nicht bestimmte ähnlich moralisierende, politische
Kreise, die die Gewalt beim G20-Gipfel in Hamburg gerechtfertigt und bis zum Polizistenmord
verfolgt hätten, wenn sie nicht gehindert worden wären? Nein, was der WDR da abgeliefert hat ist
unterste Schublade.
Beginnt jetzt der geschürte Krieg Jung gegen „Alt“? Tauchte als erste Nachricht über Twitter aus
der Ecke der “Fridays for Future” etwa nicht diese auf: „Warum reden uns die Großeltern eigentlich
immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei.“ Widerlicher geht es kaum
noch. FFF könnte bald unsere bittere Zukunft werden.
© Ulrike und Werner Schramm, Höchstadt 2/2020