Leverkusen-Alkenrath – ein Beispiel für eine unsolidarische KircheVon der Komplizenschaft der EKiR mit dem Finanzkapitalismus

Leverkusen-Alkenrath – ein Beispiel für eine unsolidarische Kirche
Von der Komplizenschaft der EKiR mit dem Finanzkapitalismus

Leverkusen-Alkenrath – ein Beispiel für eine unsolidarische Kirche
Von der Komplizenschaft der EKiR mit dem Finanzkapitalismus
Von Ulrike und Werner Schramm und Rolf-Dieter Müller
Der nachfolgend skizzierte Ablauf schildert am Beispiel des Leverkusener Stadtteils Alkenrath
dessen Niedergang im Zuge der Schließung des Evangelischen Gemeindezentrums. Damit
verbunden ist eine zunehmend kritisch zu betrachtende allgemeine Entwicklung nicht nur in der
Evangelischen Kirche des Rheinlandes, „immer mehr Geld auf die Finanzmärkte“ zu tragen. Dieses
zunehmend ökonomistische Verständnis entzieht mittels drastischer Sparbeschlüsse der
Kirchenbasis vor Ort dringend benötigte Gelder. „Auch und gerade kirchlich engagierte Menschen
werden innerlich die Stirne runzeln, wenn sie spitz kriegen, dass ein wachsender Teil ihrer
Kirchensteuern – im Augenblick sind es etwa 25% – den Finanzmärkten anvertraut wird bei
gleichzeitigem Abbau von Stellen und der Preisgabe von Gemeindezentren und Kirchen.“1
Das war nicht immer so.
Der Stadtteil Alkenrath war jahrzehntelang ein Beispiel für ein sozialverträgliches Miteinander.
Über viele Jahre prägte das in christlicher Verantwortung geführte Evangelische Gemeindezentrum
am See wesentlich das soziale Miteinander des gesamten Stadtteils mit. Die weit über die damalige
engere Pfarrgemeinde hinausweisende vorbildliche Aufbauleistung und Stadtteilarbeit wurde von
einem in seiner Gemeinde wohnendem Pfarrer, einer engagierten Jugendleitung sowie anderen auch
ehrenamtlich daran Mitwirkenden geleistet. Das Pfarrbüro war dabei für viele Mitbürger manchmal
die erste Anlaufstelle für ihre Sorgen. Die damalige Jugendleiterin verband behinderte mit
nichtbehinderten Kindern, integrierte jüngere und ältere Jugendliche ganz gleich ob mit
christlichem oder mit muslimischem Hintergrund und versuchte, im gemeinsamen schulischen und
im weiteren Sinne sozialen Lernen ihnen eine Heimat zu geben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Einst „funktionierte“ der Stadtteil aufgrund einer guten Durchmischung von Einfamilien- und
Reihenhäusern sowie sozialem Wohnungsbau. Seit dem Rückzug von Bayer aus dem Wohnungsbau
und dem Verkauf von Mehrfamilienhäusern der “Gemeinnützige Aktiengesellschaft für
Angestellten-Heimstätten (Gagfah)“ an den US-Immobilien-Riesen Fortress im Jahre 2004
diktieren dessen renditeorientierte amerikanische Geschäftspraktiken das Geschehen. Die Stadt
stopft vor allem sozial schwache Familien aus unterschiedlichen kulturellen Hintergünden in den
nun heruntergekommenen preiswerten Wohnraum, der noch weiter herunterkommt – was kümmert
schon Müll und Schimmel? Die Wohnblöcke in der „Oberstadt“ sehen dementsprechend
verwahrlost aus, die Eigenheimsiedlung im anderen Teil hingegen nach wie vor gepflegt. Wer es
sich leisten kann, zieht aus der „Oberstadt“ weg. Andere – vor allem alleinstehende – ältere
Mitbürger mit kleiner Rente sind jedoch gezwungen, zu bleiben. Auch wenn in ihrem Wohnquartier
wieder Ratten ihr Unwesen treiben und nach Auskunft von Anwohnern vor allem Kinder mit freier
Prostitution sowohl von Freiern als auch von den Prostituierten belästigt werden.
Im bereits geschilderten Stadtteil spitzen sich die durch Politik und einer gnadenlosen Privatisierung
von Gütern der Daseinvorsorge verursachten sozialen Verwerfungen immer mehr zu.
Hauseigentümer, die beispielsweise nach Auskunft eines Bewohners polizeibekannten deutschtürkischen
Jugendbanden kein Bier holen oder mitten in der Nacht keine Zigaretten spendieren,
laufen Gefahr, daß ihr Eigentum zerstört wird. Hier, wie auch bei der allgegenwärtig drohenden
Kriegsgefahr, dem gnadenlosen Sozial„fracking“ mit seiner totalen Verfügbarmachung von Mensch
und Material unter den Bedingungen eines „totalen Marktes“, aber auch gegen die wachsende
Entsolidarisierung und in Anbetracht einer schleichenden Rentenkürzung durch Inflation erleben
die Gemeindemitglieder im Stadtteil keine Unterstützung. Der jahrzehntelang bewährte Ort
gemeinsamen Gestaltens wurde ihnen einfach genommen.
Rückläufige Besucherzahlen in den Gottesdiensten wurden als Begründung dafür herangezogen,
daß zunächst sowohl die Pfarr- als auch die Jugendleiterstelle gestrichen und schlußendlich 2010
mit einer Entscheidung des Presbyteriums die Schließung des Zentrums angeordnet wurde.
Pfarrhaus, Glockenturm und Zentrum wurden danach dem Verfall überlassen, selbst Heizkörper
1 Hans-Jürgen Volk, Der Zug geht in die falsche Richtung!
http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/der-zug-geht-in-die-falsche-richtung.php
2
wurden entfernt. Ohne Treffpunkt blieben allerdings noch mehr Menschen aus, eine sich selbst
erfüllende Prophezeiung.
So schilderte beispielsweise eine ältere Alkenratherin in einem Interview, daß sie beim Auszug aus
dem Gemeindezentrum geweint habe. Es ist die Generation, die Kriegsende und Nachkriegszeit
erleben mußte, im Gemeindezentrum sich über lange Jahre beheimatet gefühlt hat und dann wieder
ein Stück „entwurzelt“ wurde.
Verband der Stadtteil für die meisten Bewohner über viele Jahrzehnte die Funktionsbereiche
Arbeiten, Wohnen und Versorgen in einem relativ homogenen familienbezogenen Umfeld, so
führte allein die Aufgabe des sozialen Wohnungsbaus zu einer höchst problematischen sozialen
Entmischung der Quartiere. Diesem Kulturverlust auch durch Rückzug des Staates aus seiner
Fürsorgepflicht gilt es entgegenzuwirken. Notwendig wäre daher eine Wiedereröffnung des seit
Jahren geschlossenen multifunktionalen Gemeindezentrums für den ganzen Ortsteil. So gehört
wieder ein Pfarrer ins Pfarrhaus und es müssen Festangestellte in Zusammenarbeit mit
Sozialpartnern kooperative Lösungen entwickeln. Die räumliche Aufteilung des jetzigen Gebäudes
erscheint dafür bestens geeignet. Hierzu gehört natürlich auch die Renovierung des Turms mit
seinen Glocken. Ohne Treffpunkt könnte es bei den Alkenrather Protestanten zu einer weiteren
Entfremdung von ihrer Kirche kommen.
Die fatalen Auswirkungen der finanzpolitischen Ausrichtung in der Gemeindearbeit
Die Verstrickungen in den Finanzkapitalismus konnten offensichtlich bislang vor den Menschen
weitgehend verborgen gehalten werden. Gelitten haben Menschen, wie hier im Beispiel dargestellt,
eher unter den vom Presbyterium exekutierten Mainstream hinsichtlich investororientierter
Sparvorgaben. Der Verkauf etwa von bewährtem Gebäudeeigentum einer Pfarrgemeinde zugunsten
anlageorientierter Zweckbauten entspricht einem Wirtschaftsmodell, für das ein Erwirtschaften von
Geld wichtiger erscheint als das Wohlergehen der Menschen vor Ort. Wenn auch Pfarrer sich
diesem Weg anschließen, ist es umso fataler, denn sie verraten damit die ihnen anvertrauten
Menschen zugunsten kirchenpolitisch rein monetär motivierter Rahmenbedingungen.
Die Entscheidungen der Presbyterien hierzu fallen geheim hinter verschlossenen Türen, obwohl die
Gemeinde allerdings in der Regel anders denkt. Eine Kirche muß im Dorf bleiben, der Pfarrer
gehört ins Pfarrhaus, die Gemeindeschwestern und –helfer ins Umfeld und das Pfarrbüro muß
soziale Anlaufstelle sein – ansonsten verliert sich die lokale Gebundenheit der
Bevölkerungsgruppen. Die Gemeinde denkt eher an den Sinn, den ihre Kirchbauten erfüllen sollen,
während hier und heute ein Presbyterium etwa aus „Rentabilitätsgründen“ den Gebäudeabriß
durchdrückt.
Nach einem aktuellen jüngeren Presbyteriumsbeschluß – hinter verschlossenen Türen und ohne
Diskussion in der Gemeinde – sollten nun die Glocken Alkenraths klammheimlich demontiert,
abtransportiert und eingeschmolzen werden. Neue Verwendung dafür gibt es in einem anderen
wohlhabenden Stadtteil, deren Kirche gerade aufwendig umgebaut wird – es fehlen nur noch
Glockenturm und Glocken. Am Tag nach dem Beschluß erfuhren einige Menschen von diesen
Frevel und protestierten dagegen öffentlich über die Presse.
Ursprünglich waren die infragestehenden Glocken Mitte der 50er Jahre durch Spendengelder
finanziert worden. Ihr Klang wurde auf das Geläut der katholischen Gemeinde abgestimmt – nun
wird nach oben umverteilt. Man sollte meinen: Wenn eine Gemeinde sich für den Erhalt ihrer
Glocken entscheidet, so gilt das. In einer breit gestreuten Rundmail und später auf der Homepage
der Evangelischen Kirchgemeinde Schlebusch jedoch wurden die mit Leserbrief und Flugblatt an
die Öffentlichkeit getretenen Kritiker dieser Vorgänge mit Vorwürfen überschüttet. Statt Respekt
vor der freien Meinungsäußerung von Mitchristen zu zeigen, wurden hingegen in besagter Mail
selbige als „unüberlegt“, „arrogant“ und „besserwisserisch“ bezeichnet und namentlich an den
Pranger gestellt.
Getragen von der Unterstellung, Kritiker an Entweihung und „Verwertung“ der Glocken würden
„für den evangelischen Teil Alkenraths sprechen“ und zudem das „Gemeindeleben an die große
Glocke“ hängen, ging ein Pfarrer mit einem angehängten Offenen Brief an die Zeitung auf
öffentlichen Unterschriftenfang, dem auch Presbyter folgten.
3
Mit „Jetzt spricht der Pfarrer“ war auf der Homepage der Evangelischen Gemeinde u.a. zu lesen:
„Liebe Zeitung, wir wissen: Du magst schlechte Nachrichten und druckst sie auch, selbst dann,
wenn sie nur halb wahr sind. Schau doch genauer hin und schreib dann!“ Blöd nur, daß die in
seinem Offenen Brief angegriffene Zeitung jedoch die Inhalte eines kritischen Leserbriefes sowie
Flugblattgedanken gegen die Glocken“plünderung“ korrekt wiedergegeben hatte. Am Ende seines
Briefes wurde dann eingeteilt: „Liebe Zeitung, wir brauchen keine bitteren und besserwisserischen
Kommentare von der Seitenlinie sondern Mitspieler. Kirche sind wir alle zusammen oder gar nicht.
Schick uns doch alle, die gerne etwas für Alkenrath tun möchten. Wir haben für jeden einen Platz!“
Eine solche Einteilung von Christen in „Mitspieler“ und solchen auf der „Seitenlinie“ gibt es jedoch
nicht, denn sie sind Bestandteil der ganzen Gemeinde und haben das protestantische Recht, ihre
Meinung offen zu sagen. Alles andere würde zu einer Desintegration bzw. Spaltung der Gemeinde
führen.
Ein Filmteam präsentierte in der Folge in Anwesenheit von etwa 40 Besuchern in Alkenrath eine
Dokumentation mit dem Titel „Alkenrath – Ein Beispiel für Blütezeit und Niedergang eines
Stadtteils Leverkusens?“ und dem Untertitel „Das evangelische Gemeindezentrum Alkenrath als ein
Beispiel gemeinwohlorientierter Gemeinwesenarbeit“. Die nach dem Film stattgefundene rege
Diskussion machte auch dem Pfarrer, der stellvertretend für das Presbyterium anwesend war,
mehrheitlich deutlich, daß die Bürger sowohl die Entscheidung zur Schließung des
Gemeindezentrums als auch die des Glockenabbaus für falsch halten. Deutlich war auch eine
Stimmung des Mißtrauens dem Presbyterium gegenüber zu spüren. Statt eine erneute Anstrengung
zur Einigung der Pfarrgemeinde und Wiedereröffnung des Zentrums zu unterstützen, verweigerten
sich die Pfarrer ihrem religiösem Auftrag und hielten an der Investoren„lösung“ fest. Natürlich
erscheinen sie dabei lediglich als vollziehende Rädchen im hierachischen Getriebe. Der
Glockenturm von Alkenrath mit seinen Glocken ist jedoch mehr als nur ein Symbol für die Identität
der Pfarrgemeinde. Sein Abriß ist nur aufgeschoben und für den Fall der Neubebauung des
Grundstücks vorgesehen.
Halten wir also fest: Erst wird im Stadtteil eine in Jahrzehnten gewachsene überaus erfolgreiche
sozialintegrative Arbeit (als „Nostalgie“ abgetan) durch Mittelkürzungen ruiniert und dann soll die
Gemeinde sich auch noch darüber freuen, daß ihre geplünderten Glocken jemand will? Mitbürger
charakterisierten das Vorgehen des Presbyteriums als widerliches Schachern um die Glocken und
ein Filetgrundstück, das gegebenenfalls mit städtischer Unterstützung an Investoren renditeträchtig
verscherbelt werden soll. Der ökonomistische Mainstream scheint die Evangelische Kirche vollends
weggerissen zu haben.
Angeblich – so von Pfarrersseite in einem Presseartikel behauptet – seien weder Glockenturm noch
Zentrum oder Pfarrhaus „sanierungsfähig“ – also: Abriß. Erscheint das nicht logisch? Da im
Stadtteil kein Kirchenbau vorhanden, braucht auch der Glockenturm keinen Denkmalschutz. Und
da kein Gemeindezentrum mehr, werden also auch die Glocken überflüssig. Die Idee eines Pfarrers
zum „ausflugbegleiteten“ Umgießen: Der „Geist“ der Glocken von Alkenrath werde in den dann
Umgegossenen „würdig“ weiterleben. Heißt das etwa nicht: Christen werden um das von ihnen
finanzierte Haus, ihre Heimat, gebracht, dürfen aber vorher noch ihre Stereoanlage zum Nachbarn
tragen, damit etwas von ihnen weiterklingt? Und über diese Enteignung soll sie sich auch noch
freuen?
Hier ist in der Tat an einem freiwilligen Rücktritt des Presbytriums einschließlich des Kirchmeisters
zu denken, da die Gemeindeinteressen wohl nicht mehr vertreten werden. Die in den Medien
verkündete bloße Aufschiebung eines Abrisses des Glockenturms in Alkenrath ist einzig als
taktische Verschleierung des beibehaltenen Kurses einer lukrativen Verwertung von
Gemeindevermögen zu sehen.
Auf dem Filetstück soll ein Investor ein Seniorenzentrum erbauen. Damit soll all denen eine
„Alternative“ eröffnet werden, denen ihr Einfamilienhaus im Alter zu groß geworden ist. Also
auch hier: Umverteilung von Kirchengeldern zugunsten der Wohlhabenden verbrämt als soziale
Wohltat? Manche Investoren verlangen vor ihrer – in der Regel – lukrativen Investition, daß die
„Braut hübsch gemacht“ wird. Die Verwertung etwa eines Grundstücks setzt aller Erfahrung nach
die Erstattung der Kosten für Abriß und Entsorgung des heruntergewirtschafteten Gebäudes durch
den Verkäufer voraus. Und wer trägt eigentlich diese Kosten für die endgültige Abtragung des
4
ehemaligen Gemeindezentrums, zumal der Untergrund nicht unproblematisch ist? Dann wäre da
auch noch je nach „Investor“ die Frage nach den finanziellen Quellen der Investition zu stellen.
Die Mutation von Kirche in einen Dienstleistungskonzern mit religiösen Angeboten
Es muß von den Kirchenleitungen endlich offengelegt werden, wohin die Reise geht: „Typisch für
shareholder-value-orientierte Unternehmen ist es, der Steigerung des Unternehmenswerts die
Belange von Beschäftigten, Kunden, Gesellschaft oder Umwelt unterzuordnen. Kapitalinteressen
haben bei einem derart geführten Konzern faktisch Vorrang, was dazu führen kann, dass selbst bei
einer guten Ertragslage Beschäftigte entlassen und Standortverlagerungen vorgenommen werden.“2
Vor diesem Hintergrund erscheint das bizarre Schauspiel einer immer weiter sich verringernden
kirchlichen Bindungskraft, die unausweichlich eintritt, wenn die Bedürfnisse, Erwartungen und
Nöte der Menschen im Verantwortungsbereich der Kirche vor Ort in den klassischen
Arbeitsgebieten von Verkündigung, Seelsorge, Bildung und Diakonie als nachgeordnet erfahren
werden. Es gilt buchstäblich zu retten, was zu retten ist, nämlich „die Parallelität von christlicher
Botschaft und kirchlichem Handeln zu bewahren. Es geht um die Glaubwürdigkeit von Kirche nicht
nur nach innen, sondern insbesondere auch im öffentlichen Raum.“3 Das zu beklagende
Kernproblem besteht im zu beklagenden Verlust der Einstellung, daß Geld mittlerweile keine
dienende Funktion mehr hat, „sondern es ist mehr und mehr zum Herrscher und Regenten
geworden, den es nach Opfern verlangt.“4 Insofern denkt Kirche nicht mehr vom Menschen her,
kündigt quasi den Solidargedanken zugunsten eines fiskalischen auf. Die Entsolidarisierung mit den
sozial Schwächeren – auch ablesbar daran, sich von werthaltigen Immobilien zu trennen –
zugunsten wohlhabenderer Regionen ist an den beschriebenen Umverteilungsprozessen abzulesen
Beratungsfirmen im Hintergrund haben dabei Hochkonjunktur. Gemeinsam ist ihnen der
sogenannte Ansatz des „homo oeconomicus“. Der Homo oeconomicus, der verwirtschaftete
Mensch, ist die Leitfigur der neoliberalen Welt. Das Motto dieses Menschen sei: ‚Geld ist, was
zählt. Geld regiert die Welt.[…] Keine Geste der Grosszügigkeit, kein Zeichen der Zuneigung ist
ihm etwas wert, wenn es sich nicht positiv aufs Geschäft auswirkt. […] Die Menschen werden mit
einem Preis versehen. Wer und was nichts kostet, ist nichts wert.‘“ (Aus Norbert Blüm,
„Gerechtigkeit“)
Es ist zu beobachten, daß manche Kirchenkreise eine Mutation von Kirche in einen
Dienstleistungskonzern mit religiösen Angeboten weiter vorzuantreiben scheinen. Wer zieht in
dieser Kirche entscheidende Fäden? Da sind beispielsweise die Beratungsfirmen Steria Mummert
Consulting und BSL Managementberatung zu nennen. Die Frage muß dabei allerdings gestellt
werden: Ist die Kirche vorrangig ein Unternehmen oder ist die Kirche vorrangig Kirche?
„Es kann gar nicht anders sein, als daß Firmen wie Steria oder BSL eine Kirche wie ein
Unternehmen beraten und ihr mit einer entsprechenden betriebswirtschaftlichen Engführung auf den
Leib rücken. Sie sind nicht in der Lage, kirchliche Besonderheiten wahrzunehmen, sonst würden
ihre Rezepte nicht überall ähnlich wirken, gleich, ob es sich um eine Bank, eine Landeskirche, eine
Kommune oder einen Versicherungskonzern handelt. Sie beraten aus ihrer Sicht Unternehmen, die
unterschiedliche Aufgaben und Ziele haben. Von daher kann sich eine solche Denkweise
problemlos mit einem funktionalen Kirchenbegriff verbinden.“ Solche Beratungsfirmen geben
Empfehlungen ab, „die verstärkte Konzentrationsprozesse und eine Standardisierung in den
Abläufen zum Ziel haben“. „Ein Spezialgebiet von Steria Mummert Consulting ist die
Finanzindustrie, insbesondere das Investmentbanking und die Beratung von
Versicherungsunternehmen. Auf ihrer Kundenliste führt das Institut so illustre Namen wie die
Deutsche Bank, die Commerzbank, AXA oder die Münchener Rück (www.steria-mummert.de).
BSL Managementberatung hat sich dagegen auf den öffentlichen Sektor spezialisiert. Die Firma
berät Länder, Kommunen und eben auch Kirchen. Sie begleitet sogenannte PPP-Projekte (publik
private partnership) und hat die Empfehlung zum Outsourcing im Standardprogramm, was faktisch
2 Hans-Jürgen Volk, Der Zug geht in die falsche Richtung! a.a.O.
3 Hans-Jürgen Volk, Der Zug geht in die falsche Richtung! a.a.O.
4 Hans-Jürgen Volk, Der Zug geht in die falsche Richtung! a.a.O.
5
einer Privatisierung ehemals öffentlicher Aufgaben gleichkommt.“5 Wohlklingende Worte wie „Das
Ziel kann nur die Aufgabe der Kleinteiligkeit und die Konzentration der Kräfte sein.“ sollen
anscheinend auch Skeptiker beruhigen. Tatsächlich jedoch ist höchste Alarmstufe zu geben.
Im Hintergrund tickt der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung?
Das von Pfarrern und vom Presbyterium der Gemeinde Leverkusen-Schlebusch verfolgte
Verwertungskonzept von Gemeindeimmobilien scheint dem hier skizzierten Denken geradewegs zu
folgen. Ihre dabei über die ganze Zeit hinweg gewählte Kommunikationsstrategie wirkt eher dazu
geeignet, demokratisch-partizipative Diskussion und Entscheidungsfindung zu verhindern. Erinnert
ihre Vorgehensweise nicht vielmehr an die geschickte Lenkung durch sog. politische Eliten, sich
dabei nicht durch sog. „Vetospieler“ (veto-player) in ihrer Steuerungsfähigkeit einschränken bzw.
beirren zu lassen? Wir finden diesen autoritären, paternalistischen Politikbegriff in die
manipulativen Strategieanweisungen aus dem Hause Bertelsmann mit der „Kunst des
Reformierens“6
Hier lassen sich genauere strategische Anweisungen finden, wie „veto-players“ auszuschalten und
ihr Verbund zu schwächen und zu destabilisieren ist: „Ein geschickter Partizipationsstil zeichnet
sich dadurch aus, dass flexible und neue Formen der Inklusion das Widerstandspotenzial großer
Interessengruppen und (Teilen) der Opposition aufzubrechen versuchen. Reformen können auch so
konzipiert werden, dass sie manche Interessengruppen begünstigen und andere benachteiligen, um
so eine potenziell geschlossene Abwehrfront zu verhindern.“7
Das weitere Vorgehen des Presbyteriums scheint die hier angegebene Vorgehensweise durch den
Umgang mit zunächst starken Widerständen gegen den Glockenabbau zu bestätigen.
„Unser Vorhaben löste lebhafte Diskussionen und viel Widerstand in Alkenrath aus. Daher haben
wir beschlossen, unsere Glocken nicht innerhalb der Gemeinde umzusiedeln, sondern sie in
Alkenrath weiter erklingen zu lassen, so lange der Turm steht. Für unser weitläufiges Grundstück
in Alkenrath mit dem alten Pfarrhaus, dem ehemaligen Gemeindezentrum und dem Glockenturm,
suchen wir intensiv nach einem Investor, der bereit ist, unsere Vorstellungen von einem Bauprojekt
mit sozialem Mehrwert für Alkenrath umzusetzen.“ Es bleibt also beim eingeschlagenen Weg
kirchenpolitischer Finanzierungsvorgaben.
Holen wir die im Hintergrund wirkende Agenda hervor, sofern sie von Beratungsfirmen wie etwa
Bertelsmann, mit ihrem „Religionsmonitor“ gelenkt wird.8 Bemerkenswert sind die Kontexte, in
denen die Bertelsmann-Stiftung die Rolle von Religion betont. Alle Weltreligionen werden „an
einem einzigen kulturgebundenen(!) Maßstab gemessen und damit deren Vielfalt und
Inkommensurabilitäten eingedampft“. Im Kern des Monitors tickt ein totalitär verordneter
funktionalistischer Religionsbegriff: Religion erscheint im Fokus des Monitors als bloßes
„Sozialkapital“, also eine globale Kohärenz- und Resilienzressource, welche zur Aufrechterhaltung
sozialer und individueller Funktionalität managerial bewirtschaftet werden muss. Dabei ist gerade
infolge der von Bertelsmann mitinspirierten neoliberalen „Reformen“ mit gnadenlosem Wettbewerb
der soziale Zusammenhalt durch grassierende Armut und das Wegbrechen der Mittelschicht auch in
Deutschland labiler geworden.9
5 Vgl. Hans-Jürgen Volk, Presbyterial-synodale Ordnung in Gefahr! Die Dominanz betriebswirtschaftlichen Denkens
untergräbt unsere kirchliche Verfassung. http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/presbyterial-synodaleordnung/
presbyterial-synodale-ordnung-in-gefahr.php
6 Bertelsmann Stiftung 2009. Die Bertelsmann Stiftung orientiert sich als „operative Stiftung“ nach eigener Aussage
ganz an den Methoden US-amerikanischer Think Tanks. Sie versteht sich als “an agent of social innovation” [which]
“stimulates innovations in government, ministration and society” [and] “generates pressure to reform through active
public relations work.” (Bertelsmann Stiftung 1997, The Work of Operating Foundations. Strategies — Instruments —
Perspectives, Gütersloh, S. 156)
7 Zit. nach Jochen Krautz, Bildungsreform und Propaganda, Strategien der Durchsetzung eines ökonomistischen
Menschenbildes in Bildung und Bildungswesen, S. 103
8 Vgl. auch die Fragestellung „Soziales Kapital“ in: Religionsmonitor verstehen, was verbindet, Religiosität und
Zusammenhalt in Deutschland, s. z.B. S. 50f. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-60844641-
AFB92BC2/bst/xcms_bst_dms_37661_37775_2.pdf
9 Vgl. Matthias Burchardt, Das Wort Gottes und der Zahlenteufel Zum Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung,
http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/allgemeines/das-wort-gottes-und-der-zahlenteufel.php
6
Es ist eine Illusion zu glauben, daß an monetärer Effizienz ausgerichtete Mittelbewirtschaftung und
Beschäftigungsformen sowie die Einführung von Steuerungsmodellen die theologische Substanz
und die kirchliche Praxis unberührt lassen. Statt auch die organisatorische Seite der Kirche von der
theologischen Substanz her zu denken und vor allem mit und für die junge Generation zu gestalten –
wie sie exemplarisch in den sozialreformerischen Bestrebungen Friedrich Raiffeisens oder der
barmherzigen Tätigkeit Albert Schweitzers umgesetzt wurden – werden Kirchengüter auf den freien
Markt geworfen und zur optimalen Verwertung freigegeben.10
Tatsächlich hat die Finanzkrise 2008/09 insgesamt viele Vermögenswerte vernichtet. Im Rheinland
spricht man davon, daß beispielsweise durch die Anlagepolitik der (kircheneigenen) bbz GmbH,
Bad Dürkheim, über 20 Mio. Euro verloren gingen! Geld, das vor Ort dringend benötigt würde und
das den Gemeinden entzogen wurde. Beim Abrechungsdienstleister „bbz waren es nicht nur die
Abrechnungen mit den Kunden, die Gewinne ermöglichen sollten, sondern vor allem auch
Zinserträge aus überwiegend kurzfristigen Anlagen, die aus den letztlich von den Kunden
stammenden laufenden Beträgen erwirtschaftet werden sollten. Eine derartige Strategie geht
solange auf, solange das Zinsniveau relativ hoch ist. Spätestens seit der Wirtschafts- und
Finanzkrise von 2008 ließen sich mit kurzfristigen Anlagen keine befriedigen Zinserträge mehr
erzielen. Offensichtlich ließ man sich nun auf höchst riskante Geldgeschäfte ein und versenkte
Millionenbeträge.“11
Schon allein der Ausstieg aus der umlagefinanzierten Rentenversicherung bedeutete einen finanziell
erheblichen Entzug der Solidargemeinschaft und eine Umverteilung hin zu einer sozialethisch
bedenklichen kapitalgedeckten Altersversorgung. Die entsprechenden politischen Vorgaben durch
die damalige rot-grüne Koalition bedeuteten allerdings generell einen „Abschied von der
Lebensstandardsicherung“ verbunden mit „einer Absenkung des Rentenniveaus“. Provokant gesagt:
Die theologische Fundamentierung weicht einer Dogmatik der Finanzwirtschaft und des
Sharehoder-value. Die theologische Fundamentierung in Gott, im Glauben, wird durch eine
Dogmatik ersetzt, die auf nicht belastbaren Finanzprognosen und unberechenbaren Märkten
aufbaut.
Indem immer mehr Geld auf die Finanzmärkte getragen wird, macht sich Kirche nicht nur zum
Komplizen des Finanzkapitalismus sondern verrät auch Grundüberzeugungen christlicher
Sozialethik.12 Ende 2008 hatte sich der Wert der Anlagen bei kapitalgedeckten
Rentenversicherungen um durchschnittlich 20-25% verringert, manche Pensionsfonds standen kurz
vor dem Kollaps. Versicherungskonzerne „haben mit der Umstellung auf eine kapitalbasierte
Alterssicherung sehr viel Geld verdient“.
Es liegt auf der Hand, daß die katastrophalen Folgen der „Finanzkrise“ allgemein eine zunehmend
ernste Bedrohung des sozialen Friedens in einigen europäischen Ländern darstellen. Statt als
Evangelische Kirche mit einem Bekenntnis des Glaubens durch Präsenz in der Fläche ernsthaft
Geschwisterlichkeit vorzuleben, werden Ressourcen aus einem renditeorientierten Verständnis einer
Mittelbewirtschaftung von den eigentlichen seelsorgerischen Aufgaben abgezogen.
Gesprächsstrategisch könnte das Mitmarschieren im Geiste des Finanzkapitalismus demzufolge mit
„alternativlosen“ Entscheidungszwängen des Presbyteriums wie bei der Schließung des Zentrums
kaschiert worden sein.
Vom Verlust der Präsenz des Religiösen in der Stadtentwicklung
Alkenrath stellt aufgrund der Schließung des Gemeindezentrums ein Paradebeispiel für
evangelische Protestanten als Opfer und Geschädigte auf dem neuen finanzpolitischen Weg der
Evanglischen Landeskirchen dar.
Mit dem Slogan „Kirche im Wandel“ wird ein Prozeß der Umwälzung verschleiert, der mittels
finanzieller Umverteilungen einen Superverwaltungsbreich entstehen läßt und Kirche damit zwar
10 Vgl. Matthias Burchardt, a.a.O.
11 Hans-Jürgen Volk, Finanzskandal um die bbz GmbH, http://www.zwischenrufediskussion.
de/pages/ekir/finanzskandal-um-die-bbz-gmbh.php?searchresult=1&sstring=finanzskandal#wb_100
12 Franz Segbers , Rückkehr zur umlagefinanzierten Altersversorgung in den Kirchen,
http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/archiv.php?a=show&id=3340
7
immer teurer macht, die Gemeinden hingegen immer ärmer werden läßt.13 Die Kirche mutiert so zu
einem von oben geleiteten Finanzkonzern, der „Millionenbeträge in den Ausbau des kirchlichen
Finanzwesens, in den Ausbau der Datenverarbeitung und den Ausbau der Verwaltung fließen läßt.
Dieser Umbau konnte anscheinend bislang vor den Menschenn verborgen gehalten werden. Bereits
seit längerem werden Pfarrstellen, Gemeindebüros, Jugendleiterstellen gestrichen.
Gerne verweist man in Kirchenkreisen auch auf Pensionslasten und die rückläufigen
Migliederzahlen.14 Tatsächlich allerdings sprudeln die Einnahmen. 15 Seit 2005 ist eine Steigerung
im Raum der EKD um 34,7% zu verzeichnen, wozu vor allem Deutschlands Millionäre
überdurchschnittich beitragen. Den Gemeinden gegenüber wird weiterhin am Märchen der
negativen Finanzprognosen festgehalten, also noch mehr Personalabbau und versilbern von
verbliebenem Immobilienbestand?
„Die Zentralisierung von Entscheidungsbefugnissen ist mit erheblichen Risiken verbunden. Ein
Kirchmeister kann im schlimmsten Fall Schäden von etlichen 10.000 € verursachen. Werden Fehler
auf der höchsten Leitungsebene gemacht, geht es um Millionenbeträge. Dieser schlichte
Sachverhalt hat in der rheinischen Kirche zu einem erheblichen Verlust an Finanzkraft geführt.“16
Indem in Kirche unternehmerisches Denken einer Gewinnmaximierung Einzug gehalten und
Investorendenken die Mittellenkung im Blick haben muß, gewinnen zwangsläufig
Renditeüberlegungen zur Bedienung von Kapitalanlagen mehr Gewicht, als Verkündigung und gute
Gemeindearbeit mit haupt- und nebenamtlichen Kräften. Wenn „das Erwirtschaften von Geld
wichtiger wird als Fortschritt und Wohlergehen der Menschheit“ macht sich Kirche zum Komplizen
destruktiver Kräfte. Wer garantiert, daß internationale Geldanlagen nicht mithelfen, Krisenstaaten
weiter finanziell auszubluten und mittels Investionen im Immobilensektor an der Verteuerung von
Wohnraum mit verdient wird, daß also letztlich mit der „Ausbeutung fremder Arbeit“ gearbeitet
wird?
Jeder Mitmensch ist wertvoll, daß es sich lohnt, ihm einen Lebensrahmen anzubieten, ihn für ein
christliches Miteinander anzuwärmen. Kirche muß auch wieder dorthin gehen, wo die soziale Lage
desolat ist und sinnstiftend wirken. Natürlich führen Entsolidarisierung, die Individualisierung von
Lebensrisiken und schließlich der Imperativ, sich unter den Bedingungen des totalen Marktes in ein
‚unternehmerisches Selbst‘ zu verwandeln zur inneren Krise, zu Erschöpfung und Krankheit.
Der Abbau von Stellen vor Ort sowie die Schließung von Gemeindeeinrichtungen bedeutet eine
Absage an die Arbeit mit Menschen. Das führt auch zu einer Schwächung der personellen Präsenz
der Kirche, die in strukturschwachen Regionen – wie es heißt – bereits jetzt insbesondere beim
Pfarrdienst dramatische Formen annimmt. In einer streng hierarchischen Verwaltungsausrichtung
läuft die Evangelische Kirche weiter Gefahr zu einer Behördenkirche mit gut ausgebauter
Investmentabteilung zu werden.
Wir müssen unsere Kirche wieder in die Pflicht zu sozialer Mitverantwortung nehmen
Kein Christ, auch nicht der Alkenrather, ist aufgrund des neuen ökonomistischen Weges der EVK
Kirchenmitglied. Vielmehr schätzt er sein gewohntes Kirchenzentrum mit einer guten,
sozialintegrativen Gemeindearbeit und engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen.
Hingegen ist statt Kapitulation vor dem scheinbar Unvermeidlichen eigentlich ein Auflehnen gegen
den Trend dringend notwendig: Allein schon, um der Evangelischen Kirche wieder zu einem
„Bekenntnis des Glaubens angesichts wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer
Zerstörung“ zu verhelfen. Gegensteuern also wäre in jeden Fall angezeigt, Hilfestellung geben, da
als lohnende Alternativen zum kritisierten ökonomistischen Weg sehr wohl die gemeinnützigen
GmbHs oder Genossenschaften gelten könnten. Diese Themen scheinen, wie gezeigt, in
Kirchenkreisen nicht immer erwünscht zu sein. Ansonsten würden beispielsweise Pfarrer oder
Presbyter diese Alternativen mit den Mitbürgern insgesamt freimütig und einladend diskutieren. So
13 Manfred Alberti, EKiR am Scheideweg, http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/ekir-am-scheideweg.php
14 Kirche und Pfarrpensionen, http://www.christoph-fleischmann.de/pages/de/zum_mitreden/1295.htm
15 Hans-Jürgen Volk, Kirchensteuereinnahmen auf Rekordniveau,
http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/kirche-und-geld/kirchensteuereinnahmen-auf-rekordniveau.php
16 Hans-Jürgen Volk, Finanzskandal um die bbz GmbH, a.a.O.

böte etwa auch die alljährlich stattfindende ökumenische Friedensdekade einen würdigen Rahmen
für die Entwicklung sozial tragfähiger Abläufe.
Die dort gepflegten Gedanken verweisen auf die grundlegende soziale Mitverantwortung von
Kirche: Gerade in einem mittlerweile sozial so heterogenen Stadtteil wie Alkenrath müßte jede
Möglichkeit genutzt werden, unser aller Bewußtsein dafür zu schärfen, im Kleinen eine gerechte
Gesellschaft und einen gefestigten, dauerhaften (sozialen) Frieden aufzubauen. Warum nicht auf die
Bürger Alkenraths zugehen und zum Beispiel im Verbund mit anderen karitativen Einrichtungen
genossenschaftlich das bestehende Gemeindezentrum zum Wohle alle sozialen Schichten
bewirtschaften? Erfolgreiche Vorbilder etwa für Baugenossenschaften gibt es genug. Auch wenn
der Kirchturm marode zu sein scheint, könnte für die Glocken ein anderer würdiger Platz auf dem
Gelände gefunden werden.
Papst Benedikt (2012) war sich der fundamentalen Bedeutung des Genossenschaftswesens bewußt:
„Die Genossenschaft in ihrer tiefsten Bedeutung verweist auf den Anspruch der Person, sich mit
anderen zusammenzutun, um gemeinsam mit ihnen neue Ziele im sozialen, wirtschaftlichen,
kulturellen und religiösen Bereich zu erreichen.“ Warum nicht voneinander lernen? Das läge auch
in bester Tradition des Protestanten Raiffeisen und anderer Sozialwerke. In einer Demokratie muß
es immer Alternativen geben. Vor allem jedoch kann es nicht angehen, wenn sich der Verdacht zur
Gewißheit verdichten sollte, daß die Menschenn des einen gegen die eines anderen Stadtteils
ausgespielt werden.
Die über seinen Offenem Brief und die damit verbundene Unterschriftenaktion vorgenommene
Desintegrationspolitik des Pfarrers, die Gemeinde in Gut und Böse zu unterteilen, birgt allerdings
die Gefahr in sich, die gegenwärtige und zukünftige Basis von Kirche zu zerstören. Der
Leverkusener Superintendent Loerken sowie die Kirchenleitung in Schlebusch stehen dabei im
Fokus protestantisch denkender Christen, die das ganze Treiben um das Gemeindezentrum – dessen
Wiedereröffnung wir für den Stadtteil fordern – auch weiterhin kritisch bobachten werden. Wenn
anderswo für 4 Mio. Euro ein seit 17 Jahren leerstehendes Gebäude aus Kirchenmitteln saniert
wurde, sollte das auch in Alkenrath möglich sein. Wäre eine solche Perspektive nicht gelebte
Nächstenliebe? Umkehr vom Finanzkapitalismus ist dringend geboten – daran müssen wir alle
mitbauen.
© Ulrike und Werner Schramm
Rolf-Dieter Müller
Leverkusen, im April 2014
http://www.zwischenrufe-diskussion.de/pages/ekir/leverkusen-alkenrath—ein-beispiel-fuer-eineunsolidarische-
kirche.php
EkiR = Evangelische Kirche im Rheinland

https://aischtaler-filmtheater.net/html/unsolidarische–kirche2.html

Leverkusen-Alkenrath – ein Beispiel für eine unsolidarische, evangelische Kirche im Rheinland (EKiR)

Von der Komplizenschaft der EKiR mit dem Finanzkapitalismus
Von Ulrike und Werner Schramm und Rolf-Dieter Müller
Der nachfolgend skizzierte Ablauf schildert am Beispiel des Leverkusener Stadtteils Alkenrath dessen Niedergang im Zuge der Schließung des Evangelischen Gemeindezentrums. Damit verbunden ist eine zunehmend kritisch zu betrachtende allgemeine Entwicklung nicht nur in der Evangelischen Kirche des Rheinlandes, „immer mehr Geld auf die Finanzmärkte“ zu tragen. Dieses zunehmend ökonomistische Verständnis entzieht mittels drastischer Sparbeschlüsse der Kirchenbasis vor Ort dringend benötigte Gelder. „Auch und gerade kirchlich engagierte Menschen werden innerlich die Stirne runzeln, wenn sie spitz kriegen, dass ein wachsender Teil ihrer Kirchensteuern – im Augenblick sind es etwa 25% – den Finanzmärkten anvertraut wird bei gleichzeitigem Abbau von Stellen und der Preisgabe von Gemeindezentren und Kirchen.“

Stillgelegtes Gemeindezentrum

Verkauf der ehemaligen gemeinnütziogen Wphnungen an ein us-Unternehmen