Filmkritik „Das Leuchten der Erinnerung“
Verein Förderung der Filmkultur .V.
Höchstadt/Aiach
Stellungnahme
zu
An die Programmkinos der Region
Liebe Kollegen,
wenn man die Ankündigung liest, erscheint er harmlos:
„In Roadmovies geht es fast immer auch um eine innere Reise der Figuren zu sich selbst – beim
Trip von A nach B gewinnen sie Klarheit für das weitere Leben. Eine etwas andere Perspektive
nimmt der italienische Regisseur Paolo Virzi („Die Überglücklichen“) nun mit der Verfilmung von
Michel Zadoorians Roman „The Leisure Seeker“ (der nach Freizeit Suchende) ein, in der er die
Altstars Donald Sutherland („Die Tribute von Panem“) und Helen Mirren (Oscar für „Die Queen“)
als seit 50 Jahren verheiratetes Ehepaar auf eine Reise schickt. Denn wo andere Antworten suchen,
wollen die beiden nur eins: sich erinnern. Der Filmemacher lässt seinen Hauptdarstellern
weitgehend freie Hand, die danken es ihm und erweisen sich als wunderbares Gespann, das aus der
gefühlvollen Roadmovie-Tragikomödie „Das Leuchten der Erinnerung“ sehenswertes
Schauspielerkino macht.“ (http://www.filmstarts.de/kritiken/247523/kritik.html)
Die „Besprechung“ verschweigt allerdings:
Ich finde den Film sehr schwierig und würde gerne wissen, wie er auf ältere, zumal kranke
Zuschauer wirkt – was ich eigentlich unzumutbar finde. Der Film ist so aufgebaut, daß er ähnlich
wie „Am Ende ein Fest“ die Tötung auf Verlangen bzw. den assistierten Suizid – hier ihr
Selbstmord und seine Ermordung/Tötung als „Liebesakt“ – als logisch erweist. Sie, Ella, scheint es
bereits zu Beginn der Reise vorzubereiten (man beachte die „Pupsszene“ – in Wirklichkeit
Autoabgase, die sie vorerst abdeckt), mit einem schwer dementen Mann am Steuer, der dennoch
fährt, wie sie sagt und der dann zwischendrin immer wieder „wegkippt“.
Nach einer enttäuschenden Verletzung seinerseits gibt sie ihn in einem furchtbaren Heim ab,
woraufhin es nachvollziehbar erscheinen soll, daß er ihr das Versprechen abnimmt, ihm dann
irgendwann das Gewehr zur Selbsttötung zu geben – sie verspricht ihm, ihn nie allein zu lassen. Im
Abschiedsbrief schreibt sie, daß sie nicht zur Last fallen wollen – in den USA mit der individuellen
Freiheitsideologie, dem „Macht die USA wieder groß“- Geschrei bei der gezeigten Demo (an der er
teilnimmt), was wohl die Entsolidarisierung überdecken soll – der Sohn ist überfordert mit dem
Vater (bräuchte professionelle Hilfe – USA hat mit Sozialstaat nichts am Hut!) , die Tochter
kümmert sich auch nicht – so antwortetet der Sohn am Grab, auf die Frage der Schwester, ob er
traurig sei, mit nein. Die Frau hat einen Darmkrebs, der im Anfangsstadium behandelbar gewesen
wäre … Es konnte passieren, daß der Krankenwagen wieder abfährt, wenn man kein
Versicherungskärtchen hat etc.. (S. US-amerikanisches Gesundheitssystem Michael Moore
„Sicko“!)
Zu Sicko: „In dem Film werden unter anderem Fälle von Leistungsverweigerungen durch private
Krankenversicherungen dargestellt, die böswillig gewesen seien und nur der Profitmaximierung
gedient hätten. So erzählt zum Beispiel eine Frau, dass sie mit ihrem fiebrigen Baby zum nächsten
Krankenhaus gelaufen sei. Dort wurde sie aber abgewiesen, weil ihre Krankenversicherung (eine
Health Maintenance Organization) nur die Behandlung in Vertragskrankenhäusern zahlt. Das Baby
erlitt auf dem Weg zum nächsten Vertragskrankenhaus einen Herzstillstand und konnte nicht mehr
gerettet werden. In einer weiteren Szene wird gezeigt, wie eine zahlungsunfähige Patientin nach
einer Notoperation vor dem nächst besten Obdachlosenheim auf der Straße abgesetzt wird, wo sie
stundenlang verwirrt und desorientiert auf und ab läuft. Kritiker, die den Republikanern nahestehen,
halten der Idee einer allgemeinen staatlichen Krankenversicherung entgegen, dass dies eine
kommunistische Idee sei, nämlich socialized medicine und deshalb nicht funktionieren würde.“
Und „Geheimakte TTIP“ ARD https://youtu.be/aSnAK4Ez37M zeigt etwa ab Min 20 etwas zum
„Angriffsvorhaben“ der US-amerikanischen Klinikkonzerne bei uns. In Deutschland denke man an
die Budgetierung von Leistungen ….
Gesundheitssystem in den USA (auch zu „Obamacare“):
„Die einschlägigen Regelungen behandelten den Krankenversicherungsschutz der Einwohner bis
zum Jahr 2014 grundsätzlich als private Angelegenheit, eine allgemeine
Krankenversicherungspflicht war nicht vorgesehen. Eine staatliche Gesundheitsfürsorge gibt es für
Einwohner, die jünger als 65 Jahre sind, nur in Ausnahmefällen. 2008 waren 45,7 Millionen oder
15,3 % der rund 300 Millionen Einwohner weder privat krankenversichert, noch konnten sie
staatliche Hilfe beanspruchen. In medizinischen Notfällen sind Krankenhäuser unter dem
Emergency Medical Treatment and Labor Act (EMTALA) gesetzlich verpflichtet, unversicherte
oder nicht ausreichend versicherte Patienten auch dann in der Notaufnahme zu behandeln, wenn
absehbar ist, dass diese die Rechnung nicht bezahlen können. Bei Gesundheitsproblemen, die
(noch) nicht die Stufe eines medizinischen Notfalls erreichen, dürfen solche Patienten aber
abgewiesen werden.“Siehe auch die Passage „Allgemeine staatliche Krankenversicherung“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheitssystem_der_Vereinigten_Staaten)
Dann versteht man den Hintergrund etwas besser.
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/alzheimer-demenz-verdreifacht-sich-bis-2050-in-denusa-
a-881888.html
Der Film ist keinesfalls mit so hervorragenden Darstellungen wie „Still Alice“ oder
„Iris“vergleichbar – auch hier kommt es auf das soziale Umfeld und die Kostenerstattung an („In
der Bundesrepublik braucht ein Demenzkranker nach Angaben der Krankenkasse Barmer GEK pro
Monat im Schnitt gut 500 Euro mehr von den Pflege- und 300 Euro mehr von den Krankenkassen
als ein durchschnittlicher Versicherter.“)
Zeigt der Film nicht eine neue Form des sog. „demographischen Wandels“ – die Selbstentsorgung?
In den USA gibt es rund 50Mill., die auf der Straße o.ä. leben müssen! In Deutschland steigt die
Zahl der Armen/Obdachlosen auch laufend. Entlarvend: Tillerson ist geleakt worden:
Menschenrechte nur nach Interessen- bzw. Kassenlage? 600 Mrd US-Dollar allerdings jährlich für
Krieg und Rüstung …
Vgl. Lieber tot als hilfsbedürftig?
Ein Plädoyer für den Hospizgedanken als Alternative zum assistierten Suizid
Medizinethiker Prof. Giovanni Maio
Wir werden den Film nicht zeigen.
Schöne Grüße
Werner Schramm
Aischtaler Filmtheater Höchstadt
PS
Zum Zustand in Deutschland: “Alte, wollt ihr ewig leben?” Eine Reise durch die ergraute Republik
- Aus der Reihe “Horizonte” – Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard | hr-fernsehen
http://programm.ard.de/TV/Programm/Alle-Sender/?sendung=281088395562949
und wie es bereits 1997 im SPIEGEL zu lesen war: Auf Kosten der Jungen