Warum wir den Betrieb unserer kulturfördernden Filmbetriebsstelle einstellen
PRESSEERKLÄRUNG des Aischtaler Filmtheaters
Lange Jahre galten wir vom Aischtaler Filmtheater Höchstadt als sehr geschätzte und breit von Schule, KSK,
Zeitungen, Landratsamt und Stadtregierung unterstützte „Kulturinstitution“ (Fränkischer Tag 2007). Unsere
politische Orientierung als Programmkino und des Bildungsauftrags an Verfassung und Menschenrechten hat
sich nicht verändert. Wir treten mit unserem Programm (was auch in gewissem Umfang für andere
Programmkinos gilt – wobei wir nicht davon leben müssen, also freier sind) immer auch noch für sozial
Schwache und gegen die Kriege – auch die verfassungswidrigen von deutschem Boden ausgehenden bzw. sie
unterstützenden – weltweit ein, wenden uns gegen die verwendeten Uranwaffen – ein Kriegsverbrechen –
engagieren uns für Umweltschutz und breite Bildung, sowie für den Erhalt von Grundwerten, in
Erziehungsfragen und für Völkerverständigung.
Was auch in unserer aktuellen Doku „Das Drama von Höchstadt – Meinungsfreiheit am Ende?“ gezeigt wird:
Wir veranstalteten gemeinsam mit Bewohnern der WAB Kosbach und anderen Mitbürgern eine Reihe
Mahnwachen gegen Krieg und Elend, beteiligten uns unter dem damaligen Landrat Irlinger an den deutschpolnischen
Kulturwochen des Landkreises, setzten uns unter Beteiligung des Regisseurs von „Lost Children“
und gemeinsam mit Schülern der Realschule gegen Kindersoldaten ein, erstellten Spiel- und
Dokumentarfilme, vermittelten Kindern „Wie die Bilder laufen lernten“, richteten Filmkurse bei den
Barmherzigen Brüdern Gremsdorf ein und organisierten eine Vielzahl themenbezogener Spielfilme mit
jeweiliger Möglichkeit zur offenen Diskussion, was von Besuchern sehr geschätzt wurde. Unsere
Afrikafilmreihe 2006 unter Schirmherrschaft des damaligen Landrats Irlinger war wie die Reihe zu Polen,
aber auch diejenige mit ihm gemeinsam zum Friedenswerk Karl Mays (Doku zur Ausstellung in der KSK
Höchstadt) jeweils ein voller Erfolg. Bislang dachten wir, daß wir uns in einer Demokratie befinden und im
Rahmen der Meinungsfreiheit auch oppositionelle Stellungnahmen möglich sind. Dies stellte sich als Irrtum
heraus. Siehe auch TV Plattform unter www.aischtaler-filmtheater.net.
Erlangen, Nürnberg, Bamberg und Fürth treten schon länger dafür ein: „Bürgermeister für den Frieden“
(Mayors for Peace MfP), damit ein Kriegsverbrechen wie Hiroshima und Nagasaki nicht noch einmal sei. Und
wir ergänzen: Und damit auch gegen Rußland nicht werden darf. MfP wurde und wird hier in Höchstadt
unverständlicherweise von Stadtrat und katholischem Kirchenvertreter boykottiert bzw. gilt nach unserer
Wahrnehmung als nicht erwünscht. Nicht nur weil Höchstadt mitsamt dem katholischen Kirchenvertreter
dieses Engagement, gestützt von einer Vielzahl von Mitbürgern, seit Jahren boykottiert, ergibt sich
zwangsläufig eine Vermischung von Regionalpolitik und Weltpolitik. In Erlangen löste die Weigerung
Erstaunen aus und wir wurden von OB Dr. Janik zur dortigen Unterstützung eingeladen.
Wir haben uns in den letzten 20 Jahren nicht verändert. Mittlerweile hatte sich jedoch der politische Wind in
Richtung Stimmungsmache gegen Rußland hin zu Aufrüstung und Kriegsvorbereitung gedreht und unser
Antikriegsengagement sowie unsere von – auch gewerbetreibenden – Mitbürgern geteilte Kritik an einer
konzernorientierten Stadtpolitik wurde aus dem Umfeld von Bürgermeister Brehm so massiv bekämpft, daß
wir bei Dieter Gropps Leserbrief (Lb) vom 06.02.2018 – dem der Fränkische Tag (FT) für seine
mobbingartigen Ausführungen eine Plattform bot – schon von Rufmord sprechen möchten.
Zu unseren kritischen Analysen anläßlich der Errichtung eines riesigen Einkaufszentrums führte Dieter Gropp
(seinerzeit städtischer Arbeitskreis Kultur AKKU) aus: „Ulrike und Werner Schramm mischten sich mit ihrem
Leserbrief wieder einmal in Dinge ein, von denen sie offensichtlich nur sehr wenig verstehen. … Dabei haben
diese beiden ‚beleidigten Leberwürste‘ doch wohl eher Grund dazu, der Stadt und ihren Bürgern dankbar zu
sein dafür, dass sie nach ihrer ‚Kinoflucht‘ vor Jahren nach NRW erneut wieder in der Stadt geduldet werden
und sogar ein neues Kino betreiben dürfen. … Ich hoffe nur, dass die Schramms nicht noch auf die Idee
kommen, auf dem Marktplatz eine Mahnwache gegen das „Aischpark-Center“ zu organisieren…“ Und wenn,
wer wollte uns mit was daran hindern? Er spricht im Lb weiter von „Angstgelaber“ und davon, daß wir
„Störenfriede“ seien.
Die Abwehr nicht nur unseres Kinos, einem Kleinstgewerbe vergleichbar, gegen eine
„Unterbietungskonkurrenz“ durch ein „Umsonstkino“angebot auf Steuerzahlerkosten durch die Stadt hatte
Bürgermeister Brehm u.a. so kommentiert: „Wir ziehen Kooperation vor statt Agitation“ (FT 24.12.2018) und
Sabine Grasse assistierte damit, daß wir über Zeitungen mit „ dem leidigen Thema Kinostreit … auch den
letzten Mitbürger Höchstadts … infizieren“ (FT 28.12.2018). Agitation bedeutet u.a. Aufruhr, Unruhe stiften.
Bürger, die ihre demokratischen Rechte in Anspruch nehmen als Unruhestifter bzw. mit schädlichen, weil zu
beseitigenden Bakterien oder Viren zu vergleichen, kennt man vom Denkansatz her nicht nur aus der
ehemaligen DDR in ihrem Vorgehen gegen Oppositionelle, die es zu „zersetzen“ galt. Wenn es zudem das
Ziel eines Parteikollegen des Bürgermeisters gewesen sein sollte, mittels solcher oder ähnlicher Methoden von
zum Gegner abgestempelte Andersdenkende unschädlich zu machen, so hat es nicht geklappt, sondern eher in
unserem Bevölkerungsumfeld genauso Abscheu hervorgerufen, wie der geschmacklose Faschingswagen 2019
PRESSEERKLÄRUNG des Aischtaler Filmtheaters
des Teams Riegler. Es erinnerte mit seinem Faschingswagen fatal an die Wiederkehr vergangen geglaubter,
übler Zeiten. Der Kasperletheateraufbau – bestückt auch mit Kindern (Form von Mißbrauch?) – war
folgendermaßen beschriftet: „Aischtaler Kasperle Theater Zum Schwachsinn verdammt“, wobei das „d“
durchgestrichen war und und durch ein „Schr“ ersetzt worden war. Auch hier fragen nicht nur wir uns: Die
DDR mit ihrer Pathologisierung bzw. Psychiatrisierung von Abweichlern läßt grüßen?
Gilt mit der ganzen Entwickung unsere Stadt ggfs. als „Testfeld“ hin zu möglichen Anzeichen der Errichtung
einer Meinungsdiktatur mit entsprechender Gleichschaltung und zeigt damit in eine unheilige Zukunft?
Mehr noch: Gegen die jährlichen Mahnwachen zu verschiedenen Antikriegsbestrebungen wurde speziell von
Sabine Grasse gegen uns schmähendes Gift verspritzt, wie es ein Mitbürger richtig chararterisierte. Welche
Hintergrundverbindungen das Ehepaar Grasse (ebenfalls Umfeld des Bürgermeisters) ihrerseits und auch
Dieter Gropp seinerseits zu jeweils entsprechenden Einflußkreisen haben mögen, soll hier nicht vertieft
werden. Prof. Jochen Krautz analysierte in einem Strategie-Papier der Bertelsmann-Stiftung zur „Kunst des
Reformierens“: „Demokratie nicht die Verwirklichung des Volkswillens, sondern eine Frage der geschickten
Lenkung durch politische Eliten. Wer ‚Handlungsspielräume für Politik‘ durch ‚kluge Regierungsstrategien‘
eröffnen und sich nicht durch ‚Vetospieler‘ beirren lassen will, setzt einen autoritären, paternalistischen
Politikbegriff voraus.“ Betrachtet man das Vorgehen von Bürgermeister und seinem Umfeld ggen uns, so
könnten hier durchaus Parallelen enrdeckt werden, zumal wir als „Meinungsführer“ gelten – die es für die
öffentliche Wahrnehmung auszuschalten gilt?
Unsere Aufdeckung eines Lizenzbetrugs (normalerweise mit Gefängnis bis zu drei Jahren strafbewehrt),
begangen unter Verantwotung von Bürgermeister Brehm und Frau Exner (AKKU), der zu einer Strafzahlung
von 2600 Euro führte, sowie unsere Kritik gemeinsam mit anderen Geschäftleuten an der Errichtung eines
riesigen Einkaufszentrums führte zu einer üblen Kampagne gegen uns und damit gegen unser Kino. Frei nach
Mao: Strafe einen und erziehe hundert – so hat man schon oft Kontakte verleidet.
Der Fränkische Tag (FT), der als „Sprachrohr“ von Bürgermeister Brehm gilt, ergänzte mit dem Versuch einer
mittlerweile von uns so erlebten totalen, sozialen Isolation, indem jede Meinungsäußerung bzw. Information
von/über uns oder unserem Filmtheater verweigert wird. Wir lasen erschüttert die hetzerische
Stimmungsmache gegen uns und unsere verdienstvolle Kulturarbeit (vom FT 2007 noch als
„Kulturinstitution“ bezeichnet). an der sich besagter Dieter Gropp mit anstandslosen Absonderungen
beteiligte. All dies machten wir und unsere jeweiligen Gesprächspartner in unseren Dokus „Wachstum ohne
Gewissen?“ sowie „Das Drama von Höchstadt – Meinungsfreiheit am Ende?“ deutlich, die über Höchstadt
hinaus viel Aufmerksamkeit erhalten. Beide Filme sind über Facebook unter Werner Schramm und auf
unserer Homepage www.aischtaler-filmtheater.net anzusehen.
Eine städtische Jugendarbeit, die zudem den Konsum von ekelhaft brutaler „Unterhaltungsgewalt“ beinhaltet,
muß sich als kritische Anmerkung gefallen lassen, ob eine Verrohung und Entsolidarisierung der jungen
Generation – wieder einmal – „gefällig“ verpackt angebahnt werden soll? Wir haben gewaltverherrlichende
Filme immer abgelehnt. Das ist der wahre Grund, warum eine Zusammenarbeit mit dem AKKU undenkbar ist
– und deswegen könnten wir stören? Frieden ja, so lange man dem Krieg nicht im Wege seht.
Dank der Unterstützung des damaligen Landrats Irlinger sowie der Kreissparkasse HÖS unter Herrn
Fiederling konnten wir unseren Gerätepark erweitern, also unser eigenes Gerät ergänzen. Unser Progamm, das
sich an dem der Lamm-Lichtspiele Erlangen orientiert(e) und mit denen wir nunmehr seit fast 20 Jahren
erfolgreich zusammengearbeitet haben – mit seinen Thematisierungen und meinen Einführungen hier wirkte
so, daß Mitbürger oftmals eine Stunde nachher jeweils noch sitzen blieben, um zu diskutieren. Mittlerweile
fand ein Wechsel in der KSK hin zu Christian Enz, auch einem Kumpel von BM Brehm, statt, der uns
mitteilte, daß für unsere Vereinsarbeit kein Geld zur Verfügung stehe. Einige Zeit später wurden 1,5 Mio.
Euro für Vereine ausgeschüttet. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Wir waren und sind immer dafür, Dinge offen und ehrlich auszudiskutieren – allerdings lassen wir uns
nicht mehr den Mund verbieten bzw. uns bevormunden. Wir können selber denken, dazu brauchen wir
keinen Bürgermeister oder einen seiner „Wasserträger“ oder den FT. In Wahrnehmung unserer Rechte
uns zu schmähen, wie offensichtlich mit Billigung durch den Bürgermeister Brehm geschehen, ist
schändlich. Unsere Eltern haben nach dem Krieg das Land als demokratische Republik wieder mit
aufgebaut, das zu bewahren sind wir ihnen schuldig.
Nun möchten wir kein Geld mehr in eine Stadt investieren, in der, von etlichen Ausnahmen abgesehen, unser
Angebot aus politischen Gründen nicht (mehr) geschätzt wird. Da werden uns Grundrechte abgesprochen und
es geht kein(!) Aufschrei durch die Stadt? Die von uns als „Selbstermächtigung“ der Zeitung FT genannte
Ausgrenzung unserer Meinung und unseres Filmprogramms wurde einfach hingenommen! Unsere
Vereinsarbeit wird in kleinerem Rahmen dennoch weiterbestehen.
Wer schweigt, macht sich mitschuldig? © Ulrike und Werner Schramm, Höchstadt 01/2020