Wachstum ohne Gewissen
Wilhelm Bauer, Rothenburger Str. 9, 91315 Höchstadt, Tel. 2325 Optik Bauer
Carla Müller, Hauptstr. 20, 91315 Höchstadt, Tel. 8298 Juwelier Müller
Brigitte Schlederer, Hauptstr. 32, 91315 Höchstadt, Tel. 2617
Werner Biermann, Hauptstr. 32, 91315 Höchstadt, Tel. 2617 EP-Partner Schlederer und Biermann
Renate Lang, Hauptstr. 6, 91315 Höchstadt,. Tel. 501412 Naturschön
Markus Thomä, Hauptstr. 26, 91315 Höchstadt, Tel. 5034134, WIGWAM Outdoor
Mobilfunk Debertin, Hauptstr. 20, 911315 Höchstadt, Tel. 6289441
Christoph Reuß, Troppauer Str. 16, 91315 Höchstadt, Tel. 2166
Bund Naturschutz, Bürgerkreis Höchstadt
Ulrike und Werner Schramm, Beethovenstr. 8, 91315 Höchstadt, Tel. 5086832
Bürgerkreis Höchstadt
Jenny Porzner-Schirl, An der Lehmgrube 24, 91315 Höchstadt Tel. 09193-4204
Bürgerkreis Höchstadt
Leserbrief
zu verschiedenen Artikeln Aischpark-Center Höchstadt
im Fränkischen Tag Höchstadt/Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach
Kleinräumige, gemeindeverbundene Strukturen
sichern langfrisitg und nachhaltig unsere Versorgungszukunft
Was denken Sie, was in unserem dicht besiedelten Land geschieht, wenn die Bevölkerung
einmal Hunger leidet oder gar der Hungertod lauert? Wenn etwa durch das
Freihandelsabkommen mit der USA unsere Landwirtschaft endgültig ruiniert sein wird? Und
dann aber sind die zur Selbstversorgung – auch zur Entlastung der Tafeln – dringend benötigten
Bodenressourcen innerhalb der Gemeinde vergeben – ohne auch an die möglichen Bedürfnisse
der kommenden Generationen zu denken?
Städte sehen sich oftmals im interkommunalen Wettbewerb, es zeigt sich ein „Wettrüsten“
untereinander um neue EKZs statt und man verspricht sich von dieser
Einzelhandelsbetriebsform mehr Absatzmärkte. Kapitalkräftige Investoren verkaufen sich
zudem gerne als Retter der Innenstädte. Sie versprechen, daß sie eine Stadt mit einem schicken
EKZ aufwerten und auch die ganze Innenstadt blühe wieder auf. Hinter der schönen Fassade
jedoch geht es um ein knallhartes Geschäft, einen eiskalten Konkurrenzkampf gegen
traditionelle Einkaufsstraßen. Von einer Belebung schwächelnder Innenstädte allerdings, so
zeigen Untersuchungen an über 60 kreisfreien Städten, ist in der Realität in der Regel nichts zu
sehen. Im Gegenteil geht es statt Belebung eher hin zu (oftmals auch heruntergekommenen)
Leerständen. Kleine Geschäfte, die den Charme ausgemacht haben, verschwinden. Schauen wir
dazu etwa nach Bamberg auf den „langsamen Tod fürs Bamberger ‚Atrium‘“ mit seinen
12000qm – nach diversen Übernahmen u.a. durch einen luxemburger Fonds aber auch durch ein
amerikanisches Unternehmen kam 2013 das Aus.
Wer investiert, will in erster Linie mit seiner Anlage Gewinn machen, weshalb auch zu klären
ist, inwieweit Zauritz Immo Invest an den Umsätzen des Centers beteiligt ist. Welches Interesse
sollte der Investor also an einer Belebung der Innenstadt haben, sie gar zu stärken? Jeder Euro,
der draußen ausgegeben wird, bedeutet weniger Geld für den Investor bzw. die Ketten, die das
EKZ bevölkern. Diese bringen erfahrungsgemäß zunächst auch eigenes Personal mit oder
arbeiten mit wenigen Festangestellten sowie Hilfskräften. Es ist auch längst im Gespräch für
einzelne Gruppen den Mindestlohn auszusetzen. Die versprochenen Arbeitsplätze, oft 400-
Euro-Jobs, muß man gegen die in der alten Innenstadt verloren gehenden Arbeitsplätze – und
Steuereinnahmen – aufrechnen.
Versprochen wird auch, daß mit dem EKZ mehr Kunden in die Stadt geholt werden. Allerdings
können sich Einzugsbereiche überlappen, die Städte stehen schließlich auch in einem
Konkurrenzkampf. EKZs in Größenordnungen von 15000qm Verkaufsfläche können auch
schon mal für Städte mit 150000 Einwohnern konzipiert werden.
Die Planungen der EKZs sind laut Untersuchungen so angelegt, daß die Kunden möglichst
lange dort bleiben und baulich möglichst wenig Eingänge oder Anknüpfungspunkte zur
Innenstadt eingerichtet sind, man nur noch dort einkauft. Wer einmal im EKZ ist, wird
geschickt zu einem Rundlauf animiert. Es ist eine riesige Anordnung großer Ladenketten. Selbst
wenn von diesen eine Filiale vor Ort in den ersten Jahren keinen Gewinn macht, so ist das egal:
es geht um Marktdominanz. Der Einzelhandel in der Innenstadt wird irgendwann nicht mehr
mithalten können und schließt. Gewachsene Einkaufsstraßen verlieren massiv an Kunden und
an Umsatz, mancherorts bis zu 20%. Es kommt zu Geschäftsaufgaben inhabergeführter
Geschäfte, was insbesondere für kleine Städte gilt. Zu einer Stadt neben der Stadt oder einem
zweiten Zentrum wird die eigentliche Stadt im Prinzip nicht mehr gebraucht. Glaubt tatsächlich
jemand daran, daß es den Investor interessiert, wer auf der Strecke bleibt?
Interessant für uns Bürger wäre übrigens, wenn die Stadt Höchstadt einmal offenlegt, wieviel
Obi; Aldi, Kaufland und Co. prozentual und absolut an Gewerbesteuer zahlen und wohin der
Rest fließt. Erinnern wir uns: Seinerzeit hätte ein Familienunternehmen zur Nahversorgung in
jedem Stadteil einen REWE-Laden betrieben. Der Stadtrat entschied sich jedoch für Kaufland
mit entsprechende Konsequenzen. Fußläufige Erreichbarkeit von Einzelhandelsgeschäften mit
einem den Grundbedarf deckenden Warenangebot war schon immer – nicht nur für Senioren –
von Bedeutung, denn die Geschäfte hatten gerade aufgrund der persönlichen Kontakte eine
wichtige soziale Funktion. Und was blüht denjenigen, die gar auf einen Rollator angewiesen
sind bzw. wer sich kein Auto (mehr) leisten oder nicht mehr fahren kann, um zum EKZ zu
fahren? Und das werden auch mit zunehmender Verarmung immer mehr Mitbürger sein.
Ackerland wird immer wertvoller und seltener. Statt Bauern bestimmen Profitinteressen über
die Böden. Wenn wir diesen „Raubzug“ nicht verhindern, werden unsere Lebensgrundlagen
zerstört. Die „solidarische Landwirtschaft“ oder auch städtisches Farmen werden bereits
vielerorts praktiziert (s. Metropolregion Nürnberg). Vor allem sozial schwache Mitbürger
könnten auf öffentlichem Grund mit städtischer Unterstützung und ggfs. intensiver Verbindung
mit landwirtschaftlichen Betrieben lokale Lebensmittel erzeugen. Die Gartengruppe der WAB
könnte hierbei ein gutes Vorbild sein. So könnte der Marktplatz wieder zu seinem Recht
kommen und eine lebendige Innenstadt angeregt werden. Da der Absatz der Ernte gesichert, die
Betriebskosten vorfinanziert sowie fachkundige Anleitung ermöglicht werden können, stärkt
das auch die soziale Verbundenheit in der Gemeinde. Auch die AWO könnte in diesem
Zusamenhang viel beitragen. Hinter ihrer Gründung stand das Ziel, Not zu lindern und ihr
vorzubeugen, also Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So unterhielt sie seinerzeit Wärme- und
Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten und Beratungsstellen.
Es sind Faktoren wie Nachhaltigkeit, regionale Versorgung, Gemeinschaftsarbeit und nicht
zuletzt der erhebliche Freizeitwert, welche das sog. „Urban Farming“ auch in deutschen
Großstädten zu einem weitreichenden Phänomen machen. Das Prinzip, Obst und Gemüse oder
auch Kräuter innerhalb der Stadtgrenzen zu kultivieren, ist dabei keine völlig neue Erscheinung.
Der Begriff „Urban Farming” bezeichnet die meist „kleinräumige, gärtnerische Bewirtschaftung
städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten oder in deren direktem Umfeld. Hierzu
werden Grünflächen ebenso genutzt wie flache Hausdächer, Terrassen und Balkone,
Gewächshäuser sowie klassische Schrebergärten. Häufig wird der urbane Gartenbau
gemeinschaftlich betrieben. Der Ernteertrag wird dabei in den meisten Fällen nicht verkauft,
sondern unter allen Beteiligten aufgeteilt und selbst verwertet.“
Der weitere Ausverkauf des Aischgrundes schneidet uns von solchen produktiven
Perspektiven jedoch ab! Wer macht sich für den Erhalt des Aischgrundes mit
nachhaltiger, gemeinwohlorientierter Nutzung statt Renditeabschöpfung im Aischpark
stark?
Pressetext des Bürgerkreises
Ulrike und Werner Schramm, Beethovenstr. 8, 91315 Höchstadt, Tel. 5086832
Jenny Porzner-Schirl, An der Lehmgrube 24, 91315 Höchstadt T 09193-4204
Christoph Reuß, Troppauer Str. 16, 91315 Höchstadt, Tel. 2166
An die Redaktion
der Nordbayerischen Nachrichten Herzogenaurach
Wem gehört Höchstadt?
Höchstadt braucht keine neue Einkaufsmaschine, genannt Aischpark Center!
Wenn wir Bürger nichts unternehmen, werden wir bald merken, daß unsere gewählten
VolkvertreterInnen bzw. EntscheidungsträgerInnen zusehends immer weniger die Geschicke der
BürgerInnen bestimmen und immer mehr die Macht in die Hände der Investoren und
Großkonzerne legen. Diese sind aber nicht die legitimierten, gewählten Organe der Gemeinde
bzw. Stadt.
Die Homepage „Bürger in Bewegung“ beschäftigte sich mit den verheerenden Auswirkungen von
Shopping Centern allgemein und auf Höchstadt im Besonderen Warum können Discounter so billig sein? Warum kommt es zu Arbeitsverlagerungen und
Billig“jobs“statt neuen einkommensträchtigen Arbeitsplätzen? Warum nicht „Fairtrade“-Stadt
werden und den vorhandenen Einzelhandel stärken? Warum nicht den lokalen Einzelhandel stärken
z.B. mit Gut(e)Scheine: Das Geld, das in Höchstadt bleibt.1
Warum jedoch die blinde Nachbetung des amerikanischen Marktradikalismus nicht funktioniert hat
nicht zuletzt der Niedergang des „Atriums“ in Bamberg eindrücklich gezeigt. Auf dem US-Markt
erweisen sich Shoppingcenter übrigens zunehmend als aussterbende „Dinosaurier“. Selbst
„Aktionen“ mit Seehundbecken und Indoor-Golf, Spaßbad und Flugsimulatoren konnten den
Niedergang nicht aufhalten. Wer gerne einkaufen geht, tut dies lieber in kleinen Geschäften statt in
den riesigen Einkaufstempeln. Individuelle, tragfähige Einzelhandelsensemble nach dem Motto
„Leben findet Innenstadt“statt uniformer Massendurchschleusung: Dahinter steht der sich
mittelerweile in vielen Städten durchsetzende Gedanke, daß sich Bürger und Wirtschaft attraktive
Innenstädte für Wohnen, Einzelhandel, Handwerk, Kultur und Freizeit wünschen.
Aus dem Desaster Kaufland lernen – den vorhandenen Einzelhandel stärken
Es ist gerade die Funktionsentmischung in Wohngebiete und Einkaufszentrem, die in eine Stadtteilbzw. Innenstadtverödung mündet. Zur Erinnerung: Es gab sowohl in Höchstadt-Süd als auch
anstelle des Dänischen Bettenlagers jeweils einen familiengeführten REWE-Laden, ein weiterer
Laden sollte in Etzelkirchen entstehen: Vorausgesetzt, der Stadtrat entscheidet gegen Kaufland.
Der Stadtrat entschied für Kaufland. Vor einigen Jahren schlossen schließlich nach dem SPARMarkt im Zentrum die REWE-Märkte in Süd und Innenstadtrand. Gerade für die Nahversorgung
war das eine Katastrophe.
Fußläufige Erreichbarkeit von Einzelhandelsgeschäften mit einem den Grundbedarf deckenden
Warenangebot war schon immer – nicht nur für Senioren – von Bedeutung, denn die Geschäfte
hatten gerade aufgrund der persönlichen Kontakte auch eine wichtige soziale Funktion. Und wer
sich kein Auto (mehr) leisten kann (oder nicht mehr fährt), um zum EKZ zu fahren? Und das
werden mit zunehmender Verarmung immer mehr Mitbürger sein. Nun also noch mehr
Ladenketten?
Wir brauchen keine unternehmerische Stadt, die mit bloßem Ressourceneinsatz privates
Kapital und Investitionen anlockt. Vielmehr benötigt es Planungssicherheit für die Ladeninhaber
und bewährte, zuverlässige Nahversorgung durch den Einzelhandel. Tatsache ist, daß der
Mittelstand (noch) die tragende Säule der Gesellschaft ist. Der selbständige Mittelstand
erwirtschaftet mit den Arbeitern und Angestellten nahezu 80% des Steueraufkommens und zahlt
mehr als 60% in die Sozialsysteme, hier sind 65,9 % aller sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten angestellt.
Heutzutage verstehen sich Kommunalpoltiker leider zunehmend als bevormundende Vertreter
auswärtiger Interessen, die uns Bürger an anonyme Kapitalmärkte und renditeorientierte
1
http://www.pafunddu.de/pfaffenhofen/wirtschaft/den-lokalen-einzelhandel-staerken-mit-gutescheine-das-geld-das-inpfaffenhofen-bleibt-d4418.html
„Investoren“ ausliefern. Statt Daseinsvorsorge und Sicherung der Grundversorgung vor Ort auch für
künftige Generationen zu fördern, werden hinter verschlossenen Türen Märkte mit Gewinnpotential
eröffnet. Wird durch eine solchen Prozeß unsere Stadt nicht eher zu einem großen
Geschäftsunternehmen umgebaut? Wollen wir uns einem solchen Diktat unterwerfen?
„Wenn den Forschungsergebnissen eines gemein ist, so die Erkenntnis, dass natürlich kein einziges
Einkaufscenter zusätzliche Kaufkraft „erzeugt“, sondern nur eine bereits vorhandene irgendwo
abzieht. Wer also Kaufkraft an sich zieht, zieht sie woanders ab. Und Politik, die diese
Umverteilung zulässt, will sie auch.
Müssen wir Bürger unseren urbanen Raum als öffentlichen Ort nicht nachdrücklich gegen
abschließbare Malls verteidigen? Muß es nicht darum gehen, wieder eine
Quartiersentwicklung zu fördern, in der Einzelhandelsnutzung, Wohnen, Kultur und
öffentliche Nutzung gleichberechtigt nebeneinander stehen?
Warum lernt Höchstadt nicht endlich nachhaltig und sozial engagiert für jung und alt von
anderen Städten, statt uns weiter für Konzerninteressen zu verkaufen?