Rußlandreise 2019
Die Zerstörung unsere kulturellen Werte wird durch das Langzeitprogramm Harry Potter eingeflößt – Beobachtungen aus Universität und deutschsprachigen Gymnasium
Tafelanschriebe: „Harry Potter Gut oder böse?“ Nach dem gleichnamigen Buch von Gabriele Kuby Eine Analyse, sowohl im deutschsprachigen Gymnasium aber auch im germanistischen Seminar der Universität dargeboten, benennt es deutlich: „Die Welt wird von drei Rassen bewohnt – Schlamm-, Halb- und Reinblütlern. (Schlammblütler: Vorfahren sind nur Muggels = Menschen, Habblütler: Vorfahren sind halb Zauberer, halb Muggel, Reinblülter: Vorfahren sind nur Zauberer) Ein Gehirn fliegt durch die Luft, ein Zauberstab bohrt sich ins Auge, ein glibbriges Monsterwesen dröhnt: ‚Verneige dich vor dem Tod!‘ Abgehackte Körperteile und Blut als Opfer, um dem wahrhaft bösen Helden Voldemort wieder einen Körper zurückzugeben, vor dem sich der Held Harry schliesslich verneigt. Diese Mischung aus Rassismus, Gewalt und Okkultismus entstammt nicht etwa einem blutigen Horrorschinken, sondern ist Inhalt eines heute sehr erfolgreichen Kinderbuches, des fünften Bandes von Joanne K. Rowling, ‚Harry Potter und der Orden des Phönix.‘“ (Aus: Harry Potter – ein globales Langzeitprojekt? Denkanstoss von Gabriele Kuby zum Phänomen der Potter- Manie, Hemma Poledna, Zeit-Fragen, Zürich Nr. 34 vom 6.9.2004). Sowohl Schüler als auch Studenten offenbarten jedoch das Fehlen einer eindeutigen Ablehnung der menschenrechtsverletzenden Gewaltausübung seitens des Lehrpersonals in Hogwarts.
Interessant war auch, daß sowohl Schüler der 10. und 11. Klasse eines deutschsprachigen Gymnasiums, aber auch junge Studentinnen in der Mehrzahlt lediglich die Filme gesehen hatten. Es bereitete ihnen keine Probleme, die Drohungen etwa des Schulleiters Dumbledore anläßlich der Begrüßung der Erstklässler zu akzeptieren: Man stelle sich einen Schulleiter vor, der zu Beginn des neuen Schuljahres darauf hinweist, daß „in diesem Jahr das Betreten des Korridors im dritten Stock, der in den rechten Flügel führt, allen verboten ist, die nicht einen sehr schmerzhaften Tod sterben wollen” (Bd 1, Seite 140). Sodann läßt er die Schulhymne absingen („Jeder nach seiner Lieblingsmelodie”): „Hogwarts, Hogwarts, warzenschweiniges Hogwarts, bring uns was Schönes bei, Ob alt und kahl oder jung und albern, wir sehnen uns Wissen herbei. Denn noch sind unsre Köpfe leer, voll Luft und voll toter Fliegen, wir wollen nun alles erlernen, was du uns bisher hast verschwiegen. Gib dein Bestes – wir können’s gebrauchen, unsere Köpfe, sie sollen rauchen!“
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Christliche Werte nicht nur in Rußland durch Harry Potter in Frage gestellt? Eine sozialpsychologische Reparaturaufgabe für etliche Generationen Zunächst einige Worte zur Bedeutung unseres erneuten Reisezieles Nishny Nowgorod. „Die für die russische Geschichte bedeutsame Stadt entwickelte sich um 1850 zur Drehscheibe des russischen Handels und während der Zeit der Sowjetunion zu einer bedeutsamen Industrie-Metropole. Nischni Nowgorod ist heute ein wichtiges politisches, wirtschaftliches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Russlands. Es ist der größte Verkehrsknotenpunkt und Regierungszentrum des Förderationskreises Wolga und eines der Hauptziele des Flusstourismus in Russland. Im Stadtzentrum befinden sich Universitäten, Kirchen, Museen und Theater. Der Kreml ist das wichtigste Bauwerk in der Nischni Nowgoroder Altstadt. Auf seinem Territorium konzentrieren sich die städtischen Behörden“ ( https://de.wikipedia.org/wiki/Nischni_Nowgorod). Besuch im Kloster – Wiederbegegnung mit unserem Glauben Mit einer gemütlichen Schiffstour auf der Wolga begann unsere Reise 2019 in Nishny Nowgorod. Schon von Weitem fiel uns erneut die stattliche Kremlanlage ins Auge. Die strahlenden Kuppeln der russisch-orthodoxen Kirchen erfreuten uns. Nun konnten wir auch die ausladende Klosteranlage erblicken, das Ziel unseres ersten Besuches. Dort empfing uns der Leiter des Priesterseminars, um uns durch das Anwesen zu führen. Uns umfing ein anschwellender Gesang, der aus einem der größeren Räume erklang. Eine Stimmbildnerin leitete den Männerchor. Der Priester führte uns in ein Museum, das anhand sakraler Gegenstände die historisch bedeutsamen Stationen der Klosterentwicklung dokumentierte. Grundsätzlich sind in Rußland Kirche und Staat getrennt.
Die Glaubensgemeinschaften müssen sich selber ernähren. So zahlen die Unterstützer der russisch-orthodoxen Kirche eine Art innere Steuer. Das Seminar beherbergt Studenten aus ganz Rußland. Die Absolventen des Seminars werden als Kirchendiener arbeiten, nachdem sie sich entschieden haben, zu heiraten oder nicht zu heiraten. Im Falle einer Familiengründung ziehen sie mit ihrer Familie in die Nähe der gewählten Kirche. Wer ledig bleiben will, erhält keine Gemeinde und geht in der Regel ins Kloster. Im Falle von NY exitiert in der Nähe des Klosters eine Mädchenschule, in der die Seminarsieten sich nach einer Frau umschauen können. Wenn beim ersten Schultag einer Schule die Mädchen ein Kopftuch tragen, so entspricht das derTradition. Jede Einrichtung hat eben ihre Traditionen. Wir kennen das Tragen einer Kopfbedeckung auch aus der katholischen Kirche. Obwohl in der Zeit des Kommunismus nach 1917 die Kirchenbauten zu Bäckereien o.ä. umgenutzt wurden, hat sich der tiefverwurzelte Glaube einer Suche nach Wahrhaftigkeit dennoch erhalten. „Der wahre Glaube an Christus ist im Herzen, und er ist fruchtbar, demütig, geduldig, liebevoll, voll von Erbarmen, voller Mitgefühl, er hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; er entfernt sich von weltlichen Begierden und heftet sich allein an Gott, er strebt und sucht stets nach dem Himmlischen und Ewigen, kämpft gegen jede Sünde, und ständig trachtet und bittet er dafür um Hilfe von Gott“.(Hl.Tichon von Zadonsk) „Der Glaube eines Christen beinhaltet die Liebe; ein Glaube ohne Liebe ist der des Teufels“ (Sel.Augustin)“ (https://www.deutsch-orthodox.de/unser-glaube/). Die Orthodoxie sieht es als ihre Aufgabe an, das Leben einzelner Heiliger als Überlieferung im Fühlen der Gläubigen zu tradieren. Die aktuelle Bedeutung des Christentums wird dabei darin gesehen, nach der gottlosen Zeit des Kommunismus wieder ein gemeinsam zu erstrebendes Wertefundament bei der jungen Generation aufrichten. Insofern besteht die Aufgabe eines Unterrichtenden darin, den Glauben des Einzelnen zu stärken, den Schwächeren dieselben ausgleichen zu helfen und eine Klassengemeinschaft zu formen. Insofern verbietet sich ein individualisierter Unterricht, in der wie etwa in Deutschland jeder Schüler eine getrennte Aufgabenstellung erhält und es keine gleichen Ziele mehr geben kann. Dabei gibt es keinesfalls das Phänomen der Inklusion, denn es gibt keine Kirchendiener mit irgendwelchen Gebrechen, die ihn an seiner Aufgabe in der Gemeinde hindern könnten. Hinzu kommt, daß individualisierter Unterricht und gemeinsame Glaubenserfahrung einander ausschließen. Jeder Unterrichtende hat die Aufgabe in seinem Seminar ein Kollektiv zu schmieden.Wenn eine Klasse nicht zusammensteht, hat es der Vortragende außerordentlich schwer, sein Wissen an den Mann zu bringen. Eine Gemeinschaft lebendiger Menschen und Gläubigen statt atomisierter, unverbundener Aufgabenbewältigung etwa per Tablet formen, nur so kann auch ein gleichwertiger Zusammenhalt zwischen den Generationen entstehen. Ethik in Verbindung vor allem mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte Diese und auch nachfolgende Gedanken erinnern sehr an die Grundlagen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. „Die Würde des Menschen muss, wenn sie nicht blosses Postulat bleiben soll, eine erlebte emotionale Qualität sein, die sich nur im sozialen Bezug vollziehen und festigen kann.
Sie beruht auf einem gegenseitigen Geben und Empfangen. Familie und Schule sowie die Gesellschaft können die Bedingungen schaffen, dass die Würde des Menschen nicht nur geachtet, sondern gelebt wird. Es war nicht von ungefähr, dass dieses Postulat 1948, nach dem Desaster des Zweiten Weltkrieges, als erster Punkt in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aufgenommen wurde: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“1Pater Sergej schloß sich dem Gedanken der großen Genfer Philosophin Jeanne Hersch an, daß jede Generation auf den Schultern der vorherigen stehen müsse. Würde das vernachlässigt und die Jugend springe von den Schultern herunter, komme es zum gesellschaftlichen Zusammenbruch. Statt Hinführung zu einem gemeinwohlorientierten, freiheitlichen Denken in direkter Demokratie, einer Erziehung zum unbedingten Eintreten für eine antimilitaristische Sozialpolitik und gegen den Krieg, konnte die junge Generation durch Propaganda beim Drogenkonsum und Orientierung auf eine Freizeit– und Event„kultur“ auch zu einer Entsolidarisierung der Generationen hingeführt werden. Den jungen Leuten wird vorgegaukelt, in der Verfolgung „ihrer“ Freizeitinteressen sei ihre sogenannte „Jugendkultur“ verkörpert, obwohl sie nur ein Abziehbild des neoliberalen, politischen Mainstreams darstellt. „In Wirklichkeit ist eine der Quellen des Unglücks für einen Teil der heutigen Jugend meiner Ansicht nach keineswegs die Repression, sondern die Abwesenheit von echten Erwachsenen in unserer Gesellschaft. Wenn es heisst, ‚alles ist erlaubt‘, so bedeutet das, dass es nichts gibt – nichts, das zu etwas zwingt, nichts, das etwas wert ist, nichts, das sich aufdrängt. Da alles erlaubt ist, erwartet man von jemandem etwas. Das habe ich die nihilistische Leere genannt“ (Aus: Jürgen Oelkers. Jeanne Hersch, Schule und Reformpädagogik, Vortrag auf der Tagung „Ideal, Macht, Utopie: Symposion zum 100. Geburtstag von Jeanne Hersch“ am 15. Juni in der Universität Zürich, 1990). Die Glaubenswahrheit will stets neu erkannt werden Es gebe jedoch den Begriff der Wahrheit, so erläuterte Pater Sergej weiter: Denn schon Christus habe zu Pilatus gesagt, er sei gekommen, die Wahrheit wieder aufzurichten. Und Pilatus habe geantwortet: Was ist Wahrheit, was ist gut, was böse, was heißt Objektivität? Wir müssen, so Pater Sergej weiter, die Antwort darauf finden, was ist Wahrheit? Wir haben eine außerordentlich reichhaltige Historie und Kultur. Wenn wir diese verfolgen, finden wir die Wahrheit, aber nur körnchenweise. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart überhaupt erst erkennen und damit seine Zukunft gestalten. Konkret geht es in der Orthodoxie darum, auf den Traditionen dergestalt aufzubauen, das Leben der Heiligen aufzuschreiben, zu erforschen, zu studieren und so am Leben zu erhalten. Daran schloß sich ein kurzer Exkurs zu einer Rede des Präsidenten Wladmir Putin an: Der moralische Zerfall der Kultur beginne bei der Verneinung christlicher Werte. „Wir sehen, dass viele euro-atlantische Staaten einen Weg eingeschlagen haben, auf dem sie ihre eigenen Wurzeln verneinen bzw. ablehnen, einschließlich der christlichen Wurzeln, welche die Grundlage der westlichen Zivilisation bilden.“ In diesen Staaten würden moralische Grundlagen und jede traditionelle Identität verneint, sowie nationale, religiöse, kulturelle oder sogar geschlechtliche Identitäten verneint bzw. relativiert. Dort werde Politik gemacht, die eine kinderreiche Familie mit homosexueller Partnerschaft (juristisch) gleichsetzt, sie setze den Glauben an Gott mit dem Glauben an Satan gleich. Die Exzesse bzw. Übertreibungen der politischen Korrektheit in diesen Ländern führten dazu, dass sogar bei jenen Parteien die Legitimitätsfrage ganz seriös gestellt wird, welche Pädophilie propagieren. Es würden in Europa christliche Feiertage und Feste abgeschafft, oder sie 1 „Grundprinzipien aus Sicht der personalen Psychologie,“ Dr. Annemarie Buchholz-Kaiser,