Jugend mit Gewaltpropaganda kriegskompatibel machen?

Jugend mit Gewaltpropaganda kriegskompatibel machen?

„ Immer mehr Gewalttaten – Schulen außer Kontrolle“ ist mittlerweile in manchen Publikationen zu
lesen. Schon vor Jahren wurde die zunehmende Mediengewalt und ihre destruktive Wirkung
angeprangert. Von politisch Verantwortlichen aber auch von Bildungsseite wurde die Dramatik
heruntergespielt. Die neurolinguistische Ideologie (NLP Neurolinguistisches Programmieren), mit
der noch bestehende Wertekonsens gegen Gewalt in unserer Gesellschaft dekronstruiert wird, soll
schon eine Wahrnehmungsverschiebung des Kindes in der Grundschule bewirken. „So lautet ein
‚Glaubenssatz‘ des NLP, die Realität sei nicht wichtig, denn jeder Mensch habe seine eigene
Realität. Ein zweiter NLP-Glaubenssatz besagt, es gebe keine Fehler und kein Versagen, und ein
dritter behauptet, hinter jedem Verhalten stecke eine positive Absicht. Mit diesen absurden
Behauptungen wird die Existenz von Gut und Böse geleugnet. Wenn es keine Realität, keine Fehler
und keine schlechten Absichten gibt, dann gibt es auch keinen Massstab, an dem Recht und Unrecht
gemessen werden können. … So entlarven sich die scheinbar liberalen Glaubenssätze als
Wegbereiter von Gewalt und Willkür.“1 Aktuell überschwemmen Endzeitromane nebst
entsprechenden Filmen, wie etwa „Die Tribute von Panem“ oder „Maze Runner“ die Gemüter
junger Menschen, denen oftmals einen sicheren, grundwertebasierter inneren Halt nicht aufbauen
konnten. Prof. Manfred Spitzer spricht nicht umsonst von „Digitaler Demenz“ und diagnostiziert in
seinem letzten Buch „Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert“ die
Gefahr einer weiteren psychischen Verelendung vor allem auch der jüngeren Generation. Warum
und wozu werden detaillierte, bluttriefende Schilderungen, in denen Jugendliche etwa in einer
Arena (findet man auch in Killerspielen) auf Leben und Tod kämpfen müssen, in die Gemüter
eingespeist? Zu erwähnen ist, daß die amerikanische Autorin der Tribute von Panem in ihren
literarischen Anfängen den Überlebenskampf von Menschen gegen Ratten, menschengroße Spinnen
zum Thema machte. Seinerzeit arbeitete sie auch für den Weltkonzern Time Warner.2 Interessant zu
bemerken ist, daß die Tribute in den USA ab 17 Jahre in Begleitung Erwachsener, in Deutschland
ab 12 Jahre freigegeben wurden. Es scheint in den us-gesteuerten Bildungsabbau zu passen, eine
Gefühlsdisposition zur Gewaltbereitschaft in der Jugend mit einer Kompetenz hin zum Krieg zu
erzeugen.3
Zu fragen ist danach: „Was passiert, wenn es immer weniger Widerstand gegen diesen ‚Zeitgeist‘
gibt und wenn die Mechanismen, die Anpassung und Unterordnung unter den ‚Zeitgeist‘ fordern,
immer mehr die Oberhand gewinnen? … Die ideologische Begründung für die Nato-Kriege seit
1999 lieferten vor allem die in die Jahre gekommenen 68er: Joseph Fischer, Tom Königs, Daniel
Cohn-Bendit. Es war der französische Linkspolitiker Bernard Kouchner, Mitbegründer der «Ärzte
ohne Grenzen» und später sogar kurzzeitig französischer Aussenminister, der schon in den Jahren
vor 1999 das Konzept der ‚humanitären Intervention‘ formulierte: ‚Das Recht auf humanitäre
Intervention (droit d’ingérence humanitaire) geht vor. Im Zweifelsfall sogar vor staatlicher
Souveränität.‘ … Ihr ‚Marsch durch die Institutionen‘ war erfolgreich. Ihre aufgesetzten Ziele
‚Frieden‘ und ‚Gerechtigkeit‘, ihren aufgesetzten ‚Antikapitalismus‘ haben sie beiseite gelegt. Um
so mehr haben sie die ‚kulturelle Hegemonie‘ angestrebt: in allen etablierten Parteien, in den
Medien, in Schulen und Hochschulen, in unseren Vorstellungen vom Umgang der Geschlechter,
von Ehe und Familie, von Erziehung und Bildung, und so weiter, und so weiter … selbst in den
1 „Angriffsziel Schule und Kirche“, Dr. phil. Judith Barben, http://www.zeit-fragen.ch/epaper/DATA/GZF/Zeit-
Fragen/ZF/2012/20120611/ZF_20120611_25.htm?p=1&a=12
2 „Warner Bros. Interactive Entertainment, Inc. (WBIE) ist eine Geschäftseinheit der Warner Bros. Home Entertainment
Group. Sie ist ein weltweit operierender Publisher, Entwickler, Lizenzgeber und Vertreiber von Computerspielen,
sowohl für Eigen- als auch Fremdproduktionen. Unter ihrem Dach operiert unter anderem die Warner Bros. Games, die
sich auf die Erstellung, Entwicklung und Produktion von Eigenproduktionen konzentriert und zugleich die größte
Verlagseinheit ist. Zu den Eigenproduktionen zählen u. a. Softwareumsetzungen der hauseigenen DC-Comicreihen
(Batman, Superman), der Filmlizenz zu Der Herr der Ringe und der Lego-Spielwarenmarke. Wegen des umfangreichen
Markenportfolios sowie der Distributions-, Marketing- und Vertriebs-Infrastruktur von Warner Home Video, gilt WBIE
als bedeutender global operierender Computerspielpublisher.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Warner_Bros._Interactive_Entertainment)
3 Vgl. „Bildung als Anpassung?“ Prof. Jochen Krautz, https://bildung-wissen.eu/fachbeitraege/bildung-alsanpassung.
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2
christlichen Kirchen …“4
Nun wird über diverse Medienerzeugnisse Kindern und Jugendlichen actionreich eine düstere
Weltsicht vermittelt. Bereits nach Erscheinen des Films „Avatar“ gab es eine Reihe an
Selbstmorden, weil es eine so „schön“ gezeigte Welt, wie die auf Pandora, bei uns nie geben wird.
Es wird zu zeigen sein, welche Aufgaben Schulen hätten, statt dem Zeitgeist hinterherzuhecheln.
Eine entmutigte, depressiv gemachte Jugend mit Kampfgetöse und Heldenabschlachten in ein
zusammengebasteltes Weltuntergangsszenario (in anderen Filmen sind es Aliens, tödliche Viren
o.ä., die nur wenige Kampfbereite Retter des Planeten überleben) hineinzuziehen sowie eine
tiefenökologisch klingend anmutende Maschinerie zur Bevölkerungsdezimierung vorzuführen,
bietet keine ermutigenden Ausblicke. Genderbewußt agiert die sympathische Heldin und rettet
zudem zunächst ihre jüngere Schwester vor dem sicheren Tod. Es muß in einem solchen Film auch
Momente des Verschnaufens geben, ansonsten hält man die bestialische Orgie der Gewalt
vermutlich nicht durch. Wieso übrigens Katastrophen wie automatisch in üblen Diktaturen enden
müssen, bleibt das Geheimnis diverser Autoren solcher dystopischen Romane bzw. Filme.
Wahrscheinlich würde sonst die kriegerische „Rettung“ (nach Kampf, Verrat und Rache) nicht
mehr als zwangsläufiges Muß behauptet werden können – man sehe nur in die barbarische usamerikanische
Kriegsführung und deren offensichtlich beabsichtigtem Chaos (s. z:B. Libyen). Ein
wahrhaft reduktionistisches, sozialdarwinistisch geprägtes Menschenbild! Was bringt also Rettung?
Die Erwachsenen versagen behauptetermaßen, jedoch BRAVO und andere Quellen machen Mut:
Der/die Jugendführer(in) bringts. Das war schon bei Harry Potter, dem neuen Messias so. Ganz wie
der neue Typ von Soldat: Unternehmer seiner selbst. Früh wird angefangen. Die Desorientierung
der Schüler, ihre Infantilisierung durch „erlebnisorientierten“ Unterricht macht den Weg frei für
neue Sinnangebote. Kritische Eltern werden mit Worthülsen geködert, denn statt Förderung der
Empathiefähgigkeit geht es um die Durchsetzung des Marktes zunächst noch in Form von
punktedotierten Wettbewerben. Diese neue Gesellschaftsordnung einer „marktgerechten
Demokratie“ (Angela Merkel) soll als universelles Prinzip gelten. Zugleich sollen, wie zu zeigen
sein wird, die klassischen Feindbilder produziert werden.
„In Helsinki könnte der Frieden ausbrechen. Aber genau davor haben die Kriegstreiber der
westlichen Unwertegemeinschaft von Washington über London bis nach Deutschland eine
Riesenangst. Selbst im viel zu oft gelobten Deutschlandfunk wurden die Zuhörer von einem
hauseigenen Kommentator Thilo Kößler ‚vor einem neuen Pakt zwischen Trump und Wladimir
Putin‘ gewarnt.“5 Die hohen Militärausgaben der Nato-Staaten betrugen 2017 957 Milliarden USDollar,
womit der Hunger in Welt längst der Vergangenheit angehören würde. Dieses
Geschäftsmodell mit den Kriegen und Raubzügen der „westlichen Wertegemeinschaft“ wollen sich
die westlichen Eliten nicht nehmen lassen. Was ist der Hauptgrund der Entwicklung hin zu einer
neuen kriegsvorbereitenden Ostfront unter deutscher Beteiligung?
George Friedman, Gründer und Vorsitzender des US-amerikanischen Think Tanks STRATFOR
sprach 2015 vor dem Chicago Council on Global Affairs. Er hat uns in widerlicher Offenheit
enthüllt, worum es bei den (Atom)Kriegsvorbereitungenn gegen die Russische Förderation wirklich
ging und geht:
„‚Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und
Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg, waren die Beziehungen zwischen Deutschland und
Russland. Weil sie vereint die einzige Macht sind, die uns bedrohen kann. Unser Hauptziel war,
sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt.‘ Die Hauptsorge der USA sei – so Friedman –, dass
‚deutsches Kapital und deutsche Technologie sich mit russischen Rohstoff-Ressourcen und
russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination verbinden.‘ Diese ‚deutsch-russische
Kombination‘ werde dadurch verhindert, ‚dass die USA ein ‚Cordon Sanitaire‘, einen
Sicherheitsgürtel um Russland herum aufbauen‘.“6 Es geht also weiterhin um die us-amerikanische
4 „Politik und innere Haltung“, Karl Müller, https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2018/nr-17-17-juli-2018/politikund-
innere-haltung.html
5 „Im Westen grassiert die Angst – Vor dem Frieden“,
https://deutsch.rt.com/meinung/73031-im-westen-grassiert-angst-vor/
6 https://www.nachdenkseiten.de/?p=28994
3
Vorherrschaft, die Weltherrschaft. Wer sich diesem diktatorischen Machtansinnen entgegenstellt
und sich nicht unterwirft gilt als Feind. Auf dem Clinton-Parteitag 2016 heizte US-General John
Allen die Kriegsbereitschaft an:
„… Mit Hillary Clinton als unsere Oberkommandierende, werden die USA auch weiterhin die
unverzichtbare Transformationskraft in der Welt bleiben.
Unseren Verbündeten, Freunde und Partner, sagen wir: Hört genau zu: Wir sind bei Euch, Amerika
wird Euch nicht im Stich lassen. Jenen, die gegen Frieden und Zivilisation in der Weltordnung
handeln, sagen wir: Wir werden uns Euch widersetzen.
Und unseren Feinden, unseren Feinden sagen wir: Wir werden Euch verfolgen wie nur Amerika
das tun kann. Ihr werdet uns fürchten….“7
Willy Wimmer, Parlamentarischer Staatssekretär a. D. benennt es: „Wir haben nach 1949 zu
keinem Zeitpunkt eine Regierung gehabt, bei der uns die Dinge so um die Ohren fliegen, wie das
jetzt der Fall ist: NATO-Kriege überall, von uns geschaffenes Flüchtlingselend in den
Kriegsgebieten und Masseneinwanderung in unsere eigenen Länder. Frankreich steht kurz vor einer
Revolution, der britische Imperialismus implodiert und reduziert sich auf England. Eine von einem
Verteidigungsbündnis zu einer Aggressionsbestie mutierte NATO steht 150 km vor dem Oblast
Leningrad. Krieg liegt in der Luft.“8 Zusammen mit den Clintons hat die damalige Bundesregierung
im Jahr 1999 beim völkerrechtswidrigen Angriff der NATO auf Belgrad den Krieg nach Europa
zurückgebracht. Die Folgen der brutalen Kriegführung – auch unter Einsatz von Uranwaffen – sind
heute noch spürbar. Warum ignorieren wir die Fülle der Kriegslügen mit denen die USA nicht uns
vor ihren geostrategischen Kriegskarren spannen konnten und die uns zu Beihelfern von
Kriegsverbrechern machten?
Angela Merkel verkündete einst:
„Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale
Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit“9 (16.09.2005, 60 Jahre Bestehen der CDU). So spricht sie
auch von „marktgerechter Demokratie“ und überantwortet Deutschland dem Diktat usamerikanischer
Konzern- und Kriegsinteressen. „ … Aber das, was mich regelrecht wütend macht,
ist die kriegsgeile Politik eines Bündnisses gegen Nachbarn. Einem Bündnis wohlgemerkt, dem
Deutschland unter ganz anderen Umständen beigetreten war. … Von Afghanistan bis Mali tobt sich
wieder der Kolonialismus aus und man nutzt dabei die deutschen Potentiale gegen den Willen des
deutschen Volkes. Was sich derzeit in Deutschland abspielt, wird auch das substantiell verändern
und wer weiß schon, wer sich demnächst zu Befürwortern von Kriegen in Deutschland
aufschwingt? …“10 Statt sozialer Marktwirtschaft tobt der „shareholder value“ und Politiker
befleißigen sich bis hinunter in die Gemeinde darin, uns dahingehend „umzusteuern“.
„Wir haben es mit einer Wirtschaft zu tun, die sich anschickt, totalitär zu werden, weil sie alles
unter den Befehl einer ökonomischen Ratio zu zwingen sucht. (…) Aus Marktwirtschaft soll
Marktgesellschaft werden. Das ist der neue Imperialismus. Er erobert nicht mehr Gebiete, sondern
macht sich auf, Hirn und Herz der Menschen einzunehmen. Sein Besatzungsregime verzichtet auf
körperliche Gewalt und besetzt die Zentralen der inneren Steuerung des Menschen.“11
Wie nun müssen wir uns den totalitären Zugriff auf die Seele des Menschen vorstellen? Viele
Menschen in Deutschland lehnen eine antirussische Politik ab, obwohl die USA und andere
Kriegstreiber nichts unversucht lassen, Deutschland in eine Führungsrolle bei einer möglichen
Nato-Aggression zu treiben. Ein Krieg gegen Rußland unter deutscher Führung, das wissen auch
7 „Rezept für den Dritten Weltkrieg: US-General heizt auf Clinton-Parteitag Kriegsbereitschaft an“,
https://deutsch.rt.com/nordamerika/39758-rezept-fur-dritten-weltkrieg-us/
8 „Die NATO hat derzeit einen klaren Kampfauftrag“ – Von Willy Wimmer 22.06.2016,
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=2549&display=800
9 https://youtu.be/f5PMX_FzRzw; “Politik ohne Angst, Politik mit Mut – das ist heute erneut gefragt. Dann wir haben
wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Unsere Werte müssen
sich im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten. Und wenn sie sich behaupten sollen, dann
müssen wir bereit sein, die Weichen richtig zu stellen. Auch da sind wieder Widerstände zu überwinden.”
10 Willy Wimmer zieht im RT Deutsch-Interview Bilanz: “Man kann sich nur an den Kopf fassen”
https://deutsch.rt.com/inland/36162-willy-wimmer-im-rt-deutsch/
11 Norbert Blüm: Gerechtigkeit; Eine Kritik des Homo oeconomicus. Freiburg 2006, S. 81.
4
die Kriegstreiber, würde die Vernichtung Deutschlands bedeuten. Dennoch soll kontinuierlich
aufgerüstet werden. „Die Deutschen müssen das Töten lernen“, titelte DER SPIEGEL 47/2006.
Wollen deutsche Politiker nach zwei verlorenen Weltkriegen in weiteren us-geführten
Eroberungskriegen endlich auf der richtigen Seite, auf der der „Sieger“, stehen? Die Umwandlung
der Bundeswehr von einer verfassungmäßig vorgesehenen Verteidigungsarmee hin zu einer
Söldnerarmee, verwendbar für die US-Kriegsschauplätze in aller Welt. So zeigte die Vernichtung
Libyens mit der bestialischen Ermordung Gaddafis, daß jedes Volk, welches es wagt sich aus dem
Staub zu erheben und souverän seinen Staat gestalten möchte, die Lebensgrundlage entzogen
werden soll. Die „westliche Wertegemeinschaft“ vernichtet diese erbarmungslos.
Das transatlantische Welt- und Menschenbild fußt auf dem Auserwähltheitsglauben, der
einzigartigen Sonderstellung unter allen „entwickelten Industrienationen“. Der „amerikanischer
Exzeptionalismus [ist] die politische Kernideologie der USA. Er drückt sich … auch darin aus, dass
die USA die einzigen in der Geschichte der Neuzeit sind, die überzeugt sind, dass sie Gottes Werk
verrichten, indem sie ihr politisches und wirtschaftliches System anderen bringen. Wegen ihrer
Einzigartigkeit seien die USA an völkerrechtliche Vereinbarungen grundsätzlich nur insoweit
gebunden, wie ihnen dies nützt. … Da die USA wesenhaft gut seien, entzögen sich ihre Taten auch
grundsätzlich einer Bewertung nach völkerrechtlichen Normen. … Nach Noam Chomsky war das
amerikanische Sendungsbewusstsein von Anfang an, also schon bei der Eroberung des
nordamerikanischen Kontinents, nichts als eine Ideologie, um den skrupellosen und brutalen
Imperialismus zu bemänteln und zu rechtfertigen. … Rainer Mausfeld bezeichnet die
exzeptionalistische Ideologie, die in der Geschichte – auch der europäischen – in vielfältigen
Formen auftrete, als eine „moralische und intellektuelle Pathologie“, die mitverantwortlich sei für
die größten Blutspuren in der Zivilisationsgeschichte. …“12
Wie nun wird versucht, diese Ideologie in die Gemüter von Kindern und Jugendlichen bei uns zu
implementieren? Der Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Winterhoff „beobachtet [in seiner Praxis]
seit längerem, dass immer mehr Kinder und Jugendliche zu ihm kommen, die den Anforderungen
der Schule, des Alltagslebens und später des Berufslebens nicht mehr gewachsen sind. Die Frage
nach dem Warum beantwortet er aus tiefenpsychologischer Sicht mit teils psychoanalytischen
Begrifflichkeiten und vor dem Hintergrund einer von ihm entwickelten Entwicklungspyramide der
sozialen und emotionalen Psyche. ‚Hinter den Auffälligkeiten der meisten Kinder, die heute zu mir
kommen, steht als Ursache eine nicht ihrem Alter entsprechende Entwicklung dieser Psyche‘, sagt
er und legt an vielen Beobachtungen und Fallbeispielen dar, dass zahlreiche Kinder und Jugendliche
heute emotional und sozial auf dem Stand eines sechzehn Monate alten Kindes stehengeblieben und
gewohnt sind, die Mitmenschen nach ihren unmittelbaren Bedürfnissen steuern zu können. Den
Grund dafür sieht Winterhoff darin, dass es vielen Kindern heute an Erwachsenen fehle, die ihnen
ein klares Gegenüber sind und ihnen die Möglichkeiten geben, ihre Psyche nach und nach zu
entwickeln. …“13
In die „Lücke“ der Halt- und Strukturlosigkeit, unter der heute Kinder und Jugendliche leiden und
die durch sog. „Schulreformen“ wie dem selbstgesteuerten Unterricht sowohl bedingt als auch
befördert werden, fließen von klein auf auch gewalthaltige Inhalte in das Gemüt der jungen
Generation. „Bildung als Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung als ein personaler Prozess
zwischen Lehrer und Schüler sind verloren gegangen, stattdessen geht es nur noch um die
Ausbildung der eigenen Arbeitskraft und der quasi industriellen Produktion von Kompetenzen, um
12 https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Exzeptionalismus
13 Michael Winterhoff: SOS Kinderseele, Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet und
was wir dagegen tun können, von Dr. phil. Eliane Gautschi, https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2014/nr-4-
1122014/michael-winterhoff-sos-kinderseele.html
Winterhoff, Michael. SOS Kinderseele. Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet und was
wir dagegen tun können. München 2013.
„Hier, an der Schnittstelle zwischen Schulkarriere und Arbeitsleben, wird die Misere am deutlichsten. Firmen klagen in
zunehmendem Masse über nicht ausbildungsfähige Jugendliche, ganze Branchen suchen händeringend qualifizierten
Nachwuchs. Es fehlen nicht nur Grundkenntnisse in Deutsch oder Mathematik, sondern vor allem auch sogenannte ‹soft
skills› wie Arbeitshaltung, Umgangsformen, Sinn für Pünktlichkeit, Erkennen von Strukturen oder auch
Frustrationstoleranz.“ (S. 12)
5
das Human-Kapital der künftigen Ich-AGs.“14 Dazu der Kinder- und Jugendpsychiater Dr.
Winterhoff weiter: „Wir haben jetzt die Situation, dass mehr als jeder Zweite der Heranwachsenden
nach Schulabschluss gar nicht mehr herkömmlich ausbildungsreif ist. Es fehlen ihnen
Arbeitshaltung, Sinn für Pünktlichkeit, Erkennen von Strukturen und Abläufen, das Handy ist ihnen
wichtiger als der Kunde, der vor ihnen steht. Und über das, was sie mal gelernt haben, können sie
nicht angemessen verfügen.“15
Wer hat ein Interesse daran, den immer noch wirksamen Erziehungseinfluß der Eltern hinsichtlich
der Vermittlung von Grundhaltungen wie Sorgfalt, Rücksichtnahme und Pflichtgefühl
auszuschalten? Das Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen ist von der
Aufgabenstellung der Schule her eindeutig:
„Bildungs- und Erziehungsauftrag
(1) 1Die Schulen haben den in der Verfassung verankerten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu
verwirklichen. 2Sie sollen Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und
Charakter bilden. 3Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser
Überzeugung, vor der Würde des Menschen und vor der Gleichberechtigung von Männern und
Frauen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit,
Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und
Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt. 4Die Schülerinnen und Schüler sind im Geist
der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinn der
Völkerversöhnung zu erziehen.“16
Das personale Menschenbild versteht den Menschen als kooperationsfähiges, soziales Wesen, das
erziehbar und erziehungsbedürftig und dabei gleichzeitig fähig zu Vernunft, Ethik sowie
verantwortungsvollen Willensentscheiden ist. Hingegen bewirkt die Hochstilisierung etwa von
Computerspielen zu einem „Kulturgut“ eine zeitgeistig gewollte Lenkung hin zur Abkehr von
Einstellungen gegen Gewalt und Krieg. „‚Computer- und Videospiele sind als Kulturgut, als
Innovationsmotor und als Wirtschaftsfaktor von aller größter Bedeutung‘. Das betonte die
Bundeskanzlerin bei der Eröffnung der Computerspielemesse ‚gamescom‘.“17
Mediengewalt – Gewaltfilme, Horrorfilme, und Gewaltspiele an Computer und Playstation – führt
bei Kindern und Jugendlichen zu messbar mehr Aggressivität bis hin zu Gewaltkriminalität.
„Auch die erste deutsche Längsschnittstudie, die der bayerische Schulpsychologe und
Medienwissenschaftler Dr. Werner Hopf mit Professor Günter Huber und Dr. Rudolf Weiss an
bayerischen Hauptschulen durchführte, belegte den ursächlichen Zusammenhang zwischen
Gewaltspielen und Gewaltdelinquenz, das heisst der Neigung, Straftaten mit brutalen
Körperverletzungen zu begehen. Auch Horror-Gewaltfilme, die in der Grundschulzeit konsumiert
wurden, bewirkten sehr stark die Gewalttätigkeit in der Schule, vermittelt durch aggressive Gefühle
und Einstellungen. Computergewaltspiele verursachten, im Vergleich mit acht sozialen Faktoren (z.
B. Elterngewalt, Schulklima) und Persönlichkeitsfaktoren, am stärksten Gewaltdelinqenz. Hopf
betonte: «Wir erziehen kriminelle Jugendliche und verstärken durch Mediengewalt in ihnen die
Gefühle Hass, Rache und Lust an Zerstörung.» Das habe fatale Konsequenzen für die Zukunft
unserer Gesellschaft: Hopf warnte vor dem «psychologischen Faschismus», den wir produzieren,
wenn wir bei Jugendlichen durch Gewaltspiele Hass und Mordphantasien induzieren.
Psychologischer Faschismus ist die Voraussetzung für den politischen Faschismus.“18
Wie nun funktioniert die längerfristig angelegte Stimmungslenkung in der Bevölkerung? Der
„Vater der Public Relations“, Edward Bernays, argumentierte:
14 Buchbesprechung: Jochen Krautz: Ware Bildung, https://www.nachdenkseiten.de/?p=2851
15 “Wir driften weg von dem, was Kinder brauchen”, https://www.ndr.de/kultur/Michael-Winterhoff-hat-einen-Plan-zur-
Kindererziehung,journal978.html, 28.08.17
16 http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayEUG/true?AspxAutoDetectCookieSupport=1
17 https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2017/08/2017-08-22-merkel-gamescom.html
18 „Wird sich die Gesellschaft zu einem wirksamen Jugendschutz durchringen?“ Münchner Kongress ‚Computerspiele
und Gewalt‘: Medienwirkungsforscher aus Deutschland und den USA legen neueste Ergebnisse vor, von Renate Hänsel
und Dr. Rudolf Hänsel,
6
„Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es
möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu
steuern.“
Er bezeichnete diese auf Wissenschaft basierende Technik der Meinungsformung als engineering of
consent (sinngemäß: Technik zur Herstellung von Zustimmung und Konsens). Bernays wohl
bekanntestes Buch „Propaganda“ beginnt mit dem Kapitel Organising Chaos und den Worten:
„Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und
Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer
die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung,
welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand
geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert,
von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art wie unsere
demokratische Gesellschaft organisiert ist. Große Menschenzahlen müssen auf diese Weise
kooperieren, wenn sie in einer ausgeglichen funktionierenden Gesellschaft zusammenleben
sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei
Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir
durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und
Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das
öffentliche Denken kontrollieren.“19
Kern der Erziehung zur Demokratie ist jedoch die Entwicklung eines sozialen Gefühls und die
Einübung prosozialen Handelns. Das entspricht dem personalen Menschenbild des Grundgesetzes,
welches das Bundesverfassungsgericht wie folgt formuliert hat: „Das Menschenbild des
Grundgesetzes ist nicht das eines isolierten souveränen Individuums, das Grundgesetz hat vielmehr
die Spannung Individuum – Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbezogenheit und
Gemeinschaftsgebundenheit der Person entschieden, ohne dabei deren Eigenwert anzutasten.“20
Unter Gemeinschaftsbildung werden viele verschiedene Qualitäten verstanden wie einander
zuhören, aufeinander eingehen, gegenseitig behilflich sein, Interesse füreinander entwickeln,
Mitgefühl für die Situation des andern entwickeln, Gespräche und Diskussionen führen, gemeinsam
Konflikte erörtern und gangbare, gerechte Lösungen suchen usw. Dies sind alles Dinge, die der
Mensch in einer demokratisch ausgerichteten Gesellschaft benötigt, ohne die eine solidarische
Gesellschaft gar nicht entstehen kann. Die Schule hat grundsätzlich die Aufgabe, dieses Mitgefühl
zu fördern. Dies nennt man Empathie-Entwicklung, die Grundlage einer gedeihlichen
Zusammenarbeit, eines konstruktiven Klassenklimas. Der Schüler allerdings bringt viele
Voraussetzungen mit, die die Entwicklung behindern können: ungute Vorbilder aus der medialen
oder realen Welt, Rückzugs- und Ausweichbewegungen, die der individuelle Lebensweg
entwickelt. Dem Pädagogen stellt sich die Aufgabe, solche Fehlentwicklungen zu erkennen, ihnen
auch etwas entgegenzuhalten. Es handelt sich hier also nicht einfach um entwicklungsbedingte
Defizite, die in der Erziehung immer entstehen können, sondern um von aussen gelieferte negative
Identifikationsfiguren wie Comic-Helden, Monsterwesen und andere Figuren. Allen gemein ist ein
Realitätsverlust, der bei der Gemeinschaftsbildung und auch dem Lernen hinderlich ist.21
„Dafür ist es unerlässlich, dass Anleiten und Begleiten wichtige Bestandteile der Erziehung sind.
Bei den derzeit favorisierten offenen Konzepten in Kindergarten und Grundschule herrscht die
Vorstellung, das Kind solle sich frei entscheiden und lernen. In solchen Konzepten können Erzieher
und Lehrer diese wichtige Leistung zur Entwicklung der emotionalen und sozialen Psyche jedoch
nicht erbringen. Das Kind ist auf sich gestellt.“22
19 https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_Bernays
20 BVerfGE 4,7/15 (1954), st. Rspr.), Vgl. https://weltanschauungsrecht.de/Leitprinzipien#_ftnref4
21 Welche Aufgaben haben Schulen? von Roland Güttinger, http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1320
22 Winterhoff, Michael. SOS Kinderseele. Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet und
was wir dagegen tun können. München 2013, S.154
7
In einer solchen Belastungssituation werden Kinder unter dem Vorwand, ihre Phantasie anzuregen,
schon in der Grundschule mit sog. „Fantasyliteratur“, mit Hexen, Kobolden und Zauberei irritiert.
Die Vermittlung irrealer Inhalte kann an sich schon einen pathogenen (krankheitserzeugenden)
Einfluss auf das kindliche Gemüt haben: Kinder sind darauf angewiesen, von den Erwachsenen zu
lernen. Sie tun dies häufig durch Identifikation und Imitation. Mit der Vermittlung irrealer Inhalte
wird das Kind nicht nur mit Falschem konfrontiert, sondern es wird gegen dessen Anlagen
gearbeitet, die bereits beim Neugeborenen vorbereitet sind, haben sie doch von Geburt an einen
Sinn für die Realität. Die Lektüre in der Grundschule wird flächendeckend mit „Antolin“ bearbeitet.
Antolin ist ein Internetportal, das von einem Verbund des SchulbuchverlagesWestermann mit
Apple und Google. Genutzt wird hierbei die “Anziehungskraft des PC auf Kinder“, für die Apps
wird ein Tablet o.ä. benötigt. Dann gibt noch Quizfragen zu einzelnen, auf einer Liste stehenden
Büchern. Jeder Schüler bekommt ein Punktekonto für richtig beantwortete Fragen, falsche
Antworten ergeben einen Punkteabzug. Interessant ist, daß unter Feste und Feiertage das usamerikanische
Horrorfest „Halloween“ aufgeführt ist. Wer Bücher, die eigentlich für höhere
Klassen vorgesehen sind, liest, erhält mehr Punkte als solche für die aktuelle Altersstufe. Das Ganze
findet als Wettbewerb statt, in dem – je nach Punktekonto – Urkunden oder Orden vergeben werden.
Dadurch sollen Schüler zum Lesen animiert werden.
Was bringen beispielsweise Kinder aus der Schulbücherei nach Haus, welche geistige Nahrung
wird ihnen angeboten.?
Neulich kam ein Junge aus der ersten Klasse Grundschule verstört nach Hause. Er und andere
Kinder hatten von der Lehrerin eine Auswahl Bücher vorgelegt bekommen, aus der sie sich jeweils
eines zum Lesenüben mit nach Hause nehmen sollten. Der Junge entschied sich für die „Spiderwick
Geheimnisse – Die Rache der Kobolde“. Schon das Titelbild mit einem verquollenen Gesicht einer
Mischung aus Mensch und Molch, aus dessen Haupt kahle Äste ragten, war abstoßend. Der Trailer
zum Film „Die Geheimnisse der Spiderwicks“ versprach Düsteres: „Lieber Leser, du wirst bald
merken, daß um uns herum phantastische Geschöpfe wohnen“. Die Rede ist von Elfen und
Kobolden, üblen, bedrohlichen Gestalten sowie einer Gruppe von Kindern, die in eine irreale Welt
gezogen werden. Es geht um todbringende Monster, mißgünstige Zwerge und hilfreiche, aber auch
böse Drachen. Bedohlich sind auch Riesen, die nur im Schlaf zu töten sind. Immer wieder müssen
monströse Gestalten niedergekämpft werden und die Kinder um ihre Leben fürchten. Beworben
werden die Bücher mit „liebervoller“ Aufmachung, „packenden Charakteren und tolldreisten
Abenteuern“, es sei die „richtige Mischung von Gefahr und Humor für Kinder“, ein „spannendes
Familienabenteuer“.23
Gezielte Vermarktungsstrategien und geschickte Werbung sollen eine starke Anziehungskraft sog.
Fantasyliteratur auf Kinder und Jugendliche ausüben. Gewalt und Zerstörung stellen die
Hauptaspekte dieses Genres dar und brutalste Schilderungen von Folter und Mord werden zu Spaß
und Unterhaltung verklärt. „Gearbeitet“ wird mit Schwert, Machete und Explosivmitteln. In
ergänzenden Computer- und Kinofilmen werden Kinder und Jugendliche in eine Art Kriegsszenario
hineingezogen. Untergraben werden dabei die Grundlagen einer humanen Gesellschaft. In diversen
Computerspielen werden mitmenschliche Polaritäten aufgebaut, indem die „Helden“ animiert oder
genötigt werden, „einzeln oder gemeinsam andere Menschen als Gegner oder Feinde
wahrzunehmen, diese Menschen verächtlich zu machen, sie zu erniedrigen, zu foltern und zu töten,
sowie ihre Lebensgrundlage zu zerstören.“24
Die „Tribute von Panem“ – eine gefährlich-faschistoide Brot- und Spielegeschichte
Ebenfalls als Lektüre für Schüler gelten „Die Tribute von Panem“, ein sogenannter Endzeitroman
aus den USA. Konstruiert wurde der weitgehende Untergang Nordamerikas aufgund von Kriegen
und Naturktastrophen mit der Folge der Errichtung einer brutalen Diktatur, des „Kapitols“ sowie
dadurch unterdrückten armen „Distrikten“. Nach der Niederschlagung eines Aufstandes führten die
Herrscher zur Demionstration ihrer Macht nach dem Vorbild von Brot und Zirkusspielen (Panem et
Circenses) die sogenannten „Hungerspiele“ ein. Hierzu wurden jedes Jahr Jugendliche ausgelost,
23 https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Spiderwick-Geheimnisse
24 Gewaltspiele: „Untergrabung der humanen Gesellschaft“, https://www.focus.de/digital/games/gewaltspieleuntergrabung-
der-humanen-gesellschaft_aid_379942.html
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die sich bis auf den Tod bekämpfen mußten. Am Ende durfte nur noch ein „Tribut“ übrigbleiben.
Übertragen wurde das Gemetzel auf Großbildleinwänden. Die Heldin kann geschickt mit Pfeil und
Bogen umgehen. „Katniss selbst wird als androgyne, kämpferische, verantwortungsvolle, schmerzunempfindliche,
den Lebensunterhalt für ihre Familie verdienende, autarke Amazone dargestellt.
Katniss hat ausdrücklich keinen Kinderwunsch. Vor allem aber hat Katniss keine ebenbürtige
weibliche Vertrauensperson, keine Freundin: alle ihre ebenbürtigen Bezugspersonen, mit denen sie
diskutiert, sind Männer: … Zudem gibt es in allen drei Büchern keinen Sex und keine
Vergewaltigung – beides verwunderlich in einer Geschichte über Jugendliche und über Kämpfe und
Liebe zwischen ihnen.“25 In einer Rebellion gelingt es unter Führung des militärisch ausgebildeten
Mädchens, das Kapitol zu besiegen. Sie rächt sich an der Präsidentin eines „Distrikts“ u.a. für die
Ermordung ihrer Schwester und tötet diese.
Der „Freiheitskampf“ pendelt zwischen Gewalt und Gegengewalt hin und her, schwankt zwischen.
Propaganda und Gegenpropaganda. Die Methoden der „Rebellen“ werden nicht hinterfragt, die
Sympathien des Publikums liegen eindeutig deren Seite. Jedoch: Auch im Überzeugungstäter steckt
faschistisches Potenzial.Die von der Autorin ausgearbeiteten, bluttriefenden Szenen wühlen Leser
und Zuschauer auf. Es ist übrigens eine Zuschauermanipulation, wenn etwa die Tagesschau in
Bezug auf Syrien die von Saudi-Arabien und dem „freien“ Westen ausgerüsteten Terrorkräfte gegen
die legitime Regierung als „Rebellen“ verharmlost.
Es stellt sich die Frage, ob nicht die breitflächige Einspeisung von inhumanen Schilderungen – vor
allem indie junge Generation – der gemütsmäßigenNeuausrichtung hin zu einem militaristisch
gespägten Menschenbild dienen soll?
„‚Mit dem Maastrichter Vertrag des Jahres 1992 wurde die Demokratie in der heutigen
Europäischen Union ausgehebelt und der Bürger vom Souverän zum Konsumenten abgewertet.
,Shareholder value‘ trat an die Stelle einer Marktwirtschaft, die seinerzeit wirklich noch sozialen
Charakter hatte‘, erklärt Wimmer und ergänzt: ‚Der ordinären Angriffskrieg gegen Jugoslawien
sieben Jahre später beförderte ,die westliche Wertegemeinschaft‘ schließlich auf den Müllhaufen
der Geschichte.‘ Willy Wimmer … möchte an eine Zeit erinnern, in der das Grundgesetz nicht nur
geachtet wurde, sondern dem Bürger auch verbriefte Sicherheit bot. Eine Zeit, in der die
Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee war und sich nicht an Angriffskriegen auf der ganzen
Welt beteiligte. …“26
Mit PR-Strategien sollen bereits Kinder und Jugendliche für Krieg und Gewalt desensibilisiert
werden. Bundeswehr, Bild-Zeitung aber auch BRAVO betreiben Kriegswerbung: „ … Am 16.
Oktober [2017 startete] bei YouTube ‚Bundeswehr Exclusive‘:
‚Erstmals berichten deutsche Soldaten direkt von einem Auslandseinsatz. […] Wie sie sich in
Deutschland auf ihren Einsatz vorbereiten. Wie sie sich von ihren Lieben verabschieden.‘ … ‚Wir
machen den Einsatz erlebbar, zeigen ihn aus der Perspektive unserer Soldatinnen und Soldaten‘, so
der Bundeswehr-Sprecher Dirk Feldhaus. ‚Über den Facebook-Messenger können die Zuschauer
Nachrichten, Videos und Bilder aus dem Einsatz bekommen – ganz so, als wäre ein Freund im
Einsatz dabei.‘ Der Trailer ist bereits vielversprechend – ungewöhnliche Kameraperspektiven,
zackige Schnitte, Kriegsspiel-Ästhetik und Exotik inklusive afrikanischer Kinder (noch lebendig),
unterlegt mit Bassrhythmen, mächtig wie das rollende Kriegsfahrzeug – alles in allem mutet das
Ganze wie eine kostspielige Abenteuerfilmproduktion an. …“27
„Mit flotten Sprüchen, aufgesetzter Lockerheit und kostenloser Teilnahme wirbt die Bundeswehr
mit freundlicher Unterstützung der Jugendzeitschrift ‚Bravo‘ derzeit für zwei Abenteuer-Camps.
Jugend- und kinderrechtsorganisationen sowie Medienexperten kritisieren die Aktion, die
Abenteuer und Spaß mit Militarismus und Waffengang verbindet. Der Jugendverband des HVD hat
die Werbeaktion der Bundeswehr ‚in höchstem Maße‘ kritisiert. Die Kinderrechtsorganisation ‚terre
des hommes‘ spricht von einem Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention und hat eine
25 https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem
26 https://zeitgeist-online.de/exklusivonline/nachrichten-aus-der-redaktion/47-online/1066-deutschland-im-umbruchneue-
vortragsreihe-mit-willy-wimmer.html
27 „Bild Dir Deinen Militärnachwuchs – Kriegswerbung von Bundeswehr und Bild-Zeitung“, 19.10.2017,
https://deutsch.rt.com/gesellschaft/59249-bild-dir-deinen-militarnachwuchs-millionen-bundeswehr-werbung-stattjournalismus/
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Protestaktion gestartet. Das Institut für Medienverantwortung spricht von einer ‚bewussten
Verharmlosung des Krieges‘ und hat den Werberat und die Bundeszentralstelle Jugendschutz
eingeschaltet. …
Seit Jahren versucht die Bundeswehr, Jugendliche für das Militär zu begeistern. Das
Bundesverteidigungsministerium investiert jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag für die sog.
zivilmilitärische Zusammenarbeit. Jugendoffiziere und Wehrdienstberater der Bundeswehr
bekommen Zugang zu Schulen, um über die Bundeswehr, ihren politischen Auftrag und die
Ausbildungsmöglichkeiten beim Militär zu informieren.“28
„… Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die Bundeswehr ebenfalls für
ihre Werbung an Kindergärten und Schulen. Die Armee habe in der Vergangenheit Verträge mit
mehreren Bundesländern geschlossen, die ihr privilegierten Zugang zu Schulen, Lehrerausbildung
und Kindergärten verschafften, zitiert der Spiegel die Gewerkschaft. Mit Vorträgen oder
Podiumsdiskussionen habe die Bundeswehr laut GEW allein 2015 etwa 400.000 Kinder und
Jugendliche und 36.000 Lehrer und Referendare erreichen können.“29
Die gebräulichste Manipulationstechnik in der Politpropaganda stellt das in Amerika entwickelte
„Neurolinguistische Programmieren“ – kurz NLP – dar. Es dient der Manipulation des Menschen
durch Sprache und Bilder. Deim emotionale Ebene wird angesprochen, das rationale Denken soll
ausgeschltet werden. Mittels vertrauter positiv besetzter „Sprachhülsen“ und hypnotischer Begriffe
und Bilder werden Menschen in eine vertrauensvolle Stimmung versetzt. Sodann werden die vorher
eingeführten hypnotischen Sprachhülsen aufgegriffen und in einen völlig neuen Rahmen gestellt.
So wird der zu Manipulierende vom Manipulator in eine ganz bestimmte, gewollte Richtung
geführt. Die ursprünglich positiv besetzten Begriffe dienen also der Täuschung, denn sie bedeuten
im neuen Zusammenhang etwas völlig anderes. Dieser Manipulationsvorgang dient dazu, Kindern,
Jugendlichen, Eltern und anderen Bürgern Inhalte einzuimpfen, die in Wirklichkeit gegen unsere
inneren Wertüberzeugungen verstoßen und gegen das Gemeinwohl gerichtet sind Ohne
psychotechnische Manipulation würden Bürger dem nie zustimmen. Statt „Kriegseinsatz“ mit
brutaler Gewalt der sog. „westlichen Wertegemeinschaft“ gegen Menschen, was Plünderung,
Zerstörung von deren Lebengrundlagen, Tod und unermeßliches Leid bedeutet, sprechen die
politischen Manipulatoren von „Bundeswehr im Einsatz“, „humanitärer Intervention“ oder
„Befreiung von einer Gewaltherrschaft“. Geschickt werden historische Assoziationen geweckt.
Wurde nicht auch Deutschland von einer Diktatur befreit? War der jahrelange Bombenterror (siehe
z.B. Dresden) nicht auch Teil des „Befreiungsaktes“? Wer will sich dagegen stellen, ohne auf die
andere Seite, die der Diktatur gestellt zu werden? US-amerikanische Soldaten aus dem angeblichen
Hort der Demokratie, haben sich doch für uns geopfert! Wer will abseits stehen, wenn zum
nächsten Kriegseinsatz gerufen wird? Nicht nur im Zusammenhang mit dem Überfall auf
Afghanistan plädierten deutsche Politiker für eine Veränderung des Völkerrechtes. Es erfolgte
längst eine Abkehr von der Beschränkung der Staaten, nur zum Zwecke der Selbstverteidigung und
Nothilfe Krieg zu führen. Das Verbot des Angriffskrieges wird nicht mehr für zeitgemäß gehalten.
Schließlich seien Europa und Amerika eine „Werte-, Interessen und Schicksalsgemeinschaft“ – die
schon oftmals in der Geschichte mit ordinären Angriffskriegen unter Verwendung von Atomwaffen
und Uranmunition „durchgesetzt“ wurden?
Was in der Öffentlichkeit wenig diskutiert wird, sind Berichte von Soldaten, die aus den
Kriegsgebieten zurückkehren. „Es gibt die Geschichte eines us-amerikanischen Obergefreiten, der
2003 sieben Monate lang das alltägliche Grauen des Irak-Kriegs erlebt, die brutalen Aktionen seiner
Kameraden gegen die Zivilbevölkerung, und der schließlich, zutiefst verstört, seinen Heimaturlaub
nutzt, um mit seiner Familie unterzutauchen und nach monatelanger Odyssee durch die USA nach
Kanada zu flüchten. … ‚Ich gehe sogar in den Knast. Aber erst, wenn auch Bush angeklagt
wird‘.”30 Die „Posttraumatische Belastungsstörung“ ist ein häufiges Symptom bei zurückkehrenden
28 „Aktion von Bundeswehr und Bravo provoziert Kritik“, http://www.diesseits.de/perspektiven/saekularegesellschaft/
1348610400/aktion-bundeswehr-bravo-provoziert-kritik
29 „Bundeswehr-Offiziere in der Kita – Zwischen gesellschaftlichem Engagement und Militarisierung“,
https://deutsch.rt.com/inland/67237-offiziere-in-kita/
30 „Ich bin ein Deserteur: Mein Leben als Soldat im Irakkrieg und meine Flucht aus der Armee“, Mai 2007 von Joshua
Key, https://www.amazon.de/Ich-bin-ein-Deserteur-Autobiografien/dp/3455500331
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Soldaten. Wieso mutet man Kindern und Jugendlichen Lektüren zu, in den Kinder und Jugendliche

  • in irrealen – Welten um ihr Leben kämpfen müssen? Kinder und Jugendliche sollten, wie erwähnt,
    vielmehr in Schule und Familie sichere Horte erfahren und empathiefähig werden. Das ist die
    Hauptaufgabe des Erziehers. Nur so erlangen sie einen inneren Kompaß gegen Unrecht und Gewalt.
    Albert Bandura (Lernen am Modell) und andere Forscher haben nachgewiesen, wie das Miterleben
    oder das bloße Ansehen von gewalthaltigen Situationen zu Abstumpfungseffekten führt und die
    Bereitschaft zu aggressivem Verhalten fördert. Hinzu kommt die mögliche traumatisierende
    Wirkung von brutalen Filmen, Heavy-Metal-Musik aber auch Beschreibungen von Gewalttaten.
    Mit immer ausgeklügelten Marketingstrategien werden Stoffe an das meist jugendliche Publikum
    gebracht, die Körperverletzungen, Gewalt mit Waffen, Venichtung von Sachen, unsoziales
    Verhalten dargestellt und negative Emotionen wie Ängste, Schrecken und Entsetzen thematisiert
    bzw. gezeigt werden. Nicht wenige Kinder und Jugendliche verlieren sich in Phantasiewelten. Statt
    für das Eindämmen kriegerischer Aktivitäten, wie etwa seinerzeit Obamas Drohnenmorde,
    einzutreten und um Abrüstung und Frieden bemüht zu sein, werden altbekannte Feindbilder – wie
    dem Russen als „Untermenschen“ – geschürt.
    Die Medienindustrien verbreiten immer wieder Kriegscomputerspiele und –filme, in denen ein
    „Feind“, etwa ein Tyrann, ein Alien etc. Angst und Schrecken verbreitet und nur durch Rebellen in
    kriegerischen Auseinandersetzungen und massenhafter Vernichtung von „Feinden“ überwältigt
    werden kann. Auch der sog. Tyrannenmord wird – wie in Tribute von Panem oder Avatar –
    zelebriert. Ausblicke gibt es bei dem jeweiligen Gemetzel keine. Menschenopfer, detallierte
    Beschreibungen der Tötens, Sadismus, vorsätzlichem Mord und Flüchen des Wahnsinns werden
    Kindern und Jugendlichen in Schullektüren offeriert. Dämonologie, Hexerei, Okkultismus und böse
    Monster sind Zutaten, Kinder und Jugendliche in eine depressive Stimmung hineinzutreiben.
    Rettung erscheint durch Führungsfiguren, die als „Gute“ allerdings nur eine Variante des „Bösen“
    darstellen. Der Realitätsverlust bei der jungen Generation scheint programmatisch gewollt zu sein,
    denn es gibt anscheinend noch zu viele verantwortungsbewußte Eltern und Lehrer, die sich dem
    destruktiven Treiben entgegenstellen. Was verspricht „Antolin“? Förderung der Lesebereitschaft,
    Erfassen von Wörtern, flüssiges und verstehendes Lesen. Die phantasiemäßige Versenkung in
    fiktive Situationen und das Aufgehen in irrealen Abläufen wird bei „präpsychotischen Kindern und
    Jugendlichen“ als „deformierte Assimilation der Realität“ bezeichnet.31 Es sind heimtückische
    Veränderungen der Desensibilisierung gegenüber Gewalt und aggressiven Akten. Erwähnenswert
    ist noch das propagierte Rollenverständnis von Mann und Frau in den „Tributen von Panem“:
    „Offensichtlich gibt es in Panem vergleichsweise wenig Unterschiede zwischen den
    Geschlechterrollen: Auch Frauen arbeiten im Bergwerk, die Spielemacher gehören beiden
    Geschlechtern an und bei den Tributen gelten für beide Geschlechter dieselben Normen und
    Bedingungen. Nur einige wenige Stellen sind ausdrücklich auf die Geschlechtszugehörigkeit
    bezogen; das einzige Sexsymbol ist keine Frau, sondern Finnick, der von Präsident Snow zur
    Prostitution gezwungen wird. Die weibliche Figur, die dem traditionellen Rollenverständnis
    entspricht, ist Prim: Sie ist nach einer Blume benannt, kichert, plaudert, ist einfühlsam und auch
    Tieren gegenüber fürsorglich. Sie widmet sich der Krankenpflege und wird am Ende zu einem
    Opfer.
    Katniss selbst wird als androgyne, kämpferische, verantwortungsvolle, schmerz-unempfindliche,
    den Lebensunterhalt für ihre Familie verdienende, autarke Amazone dargestellt. Katniss hat
    ausdrücklich keinen Kinderwunsch. Vor allem aber hat Katniss keine ebenbürtige weibliche
    Vertrauensperson, keine Freundin: alle ihre ebenbürtigen Bezugspersonen, mit denen sie diskutiert,
    sind Männer: Gale, Peeta, Haymitch, Cinna, Finnick, Plutarch. Zudem gibt es in allen drei Büchern
    keinen Sex und keine Vergewaltigung – beides verwunderlich in einer Geschichte über Jugendliche
    „Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) oder Posttraumatische Belastungsreaktion (PTBR) zählt zu den
    psychischen Erkrankungen. Einer PTBS gehen definitionsgemäß ein oder mehrere belastende Ereignisse von
    außergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmaß (psychisches Trauma) voran. Dabei muss die Bedrohung
    nicht unbedingt direkt die eigene Person betreffen, sondern sie kann auch nur bei anderen beobachtet und erlebt werden
    (z. B. als Zeuge eines schweren Unfalls oder einer Gewalttat).“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung
    31 Vgl. „Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen urch Medien“, Werner Glogauer, S. 52ff.
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    und über Kämpfe und Liebe zwischen ihnen.“
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem)
    Dies wird allerdings andernorts hochstilisiert:
    Weltbestseller Warum „Die Tribute von Panem” Literatur sind
    Veröffentlicht am 20.08.2012 Von Ruth Klüger
    „… In dieser Medienkritik und dem Unheil, das die elektronische Beherrschung des Volkes mit sich
    bringt, kommt das Unheimliche der modernen Gesellschaft zu Wort. Das wäre der “erwachsene”
    Anteil der “Tribute von Panem”, das was zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung reizt. Dazu
    ist es aber auch Mädchenliteratur, durchsetzt von den Wunschvorstellungen Minderjähriger.
    Hier ist der Haken: Der Text befriedigt unanalytisch die Fantasien Halbwüchsiger und bestärkt sie,
    ohne weiterzuführen. Die Heldin und Ich-Erzählerin, Katniss Everdeen, ist eine Amazone, sie kann
    mit Pfeil und Bogen umgehen und versorgt ihre Familie, nachdem der Vater verunglückt und die
    Mutter geistig unzurechnungsfähig geworden ist. Als ihre kleine Schwester für die Hungerspiele
    ausgelost wird, meldet Katniss sich als Ersatz. Sie ist selbstlos, mutig, sportlich – ein Vorbild in
    jeder Beziehung….“
    https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article108597915/Warum-Die-Tribute-von-Panem-
    Literatur-sind.html
    Also eine Bemäntelung von Mord und Todschlag.
    Abschließend sei noch auf das Spiel zum Film verwiesen:
    „The Culling: “Die Tribute von Panem – Das Spiel”
    Dominic Stetchnig am 15.02.2016
    Katniss Everdeen und Peeta Mellark sind zwar weit und breit nicht zu sehen, aber im Grunde
    genommen handelt es sich bei The Culling um eine virtuelle Variante der Hunger Games.Oder
    Battle Royale. Je nachdem, was euch besser gefällt. Eine Insel, 16 Teilnehmer, nur einer überlebt
    am Schluss. Das, was man im Ankündigungs-Trailer sieht, schaut auf jeden Fall schon ziemlich gut
    aus. … Mit insgesamt 24 Waffen habt ihr 20 Minuten lang Zeit, euren 15 Mitstreitern das Licht
    auszuknipsen. Anfangs nur in einem wunderschönen Insel-Setting, sollen im Lauf der Entwicklung
    noch mehrere Szenarien folgen. Genauso wie übrigens ein Solo-Modus und eine breite Auswahl an
    Charakteren. Eure Waffen craftet ihr übrigens selbst.“
    https://www.giga.de/spiele/the-culling/news/the-culling-die-tribute-von-panem-das-spiel/
    Seit den Experimenten von Bandura und anderen weiß man um die Problematik des Lernens am
    Modell:
    „Tribute von Panem werden Realität: Kinder kämpfen in „Hunger-Games“-Sommerlager
    (2013)
    In Anlehnung an Suzanne Collins Romanreihe „Die Tribute von Panem“ hat ein amerikanisches
    Jugendcamp jüngst insgesamt 26 Jugendliche zu einem Hunger-Games-Ferienlager eingeladen. Die
    Sache eskalierte allerdings ein wenig, als einige Kinder planten, sich gegenseitig umzubringen. …
    Die Camp-Mitarbeiter zeigten sich von der steigenden Gewaltbereitschaft der „Tribute“ erstaunt
    und erschrocken. Nach einer halben Woche tobendem Krieg wurde das Konzept des Ferienlagers
    noch mal überarbeitet.“
    http://www.tech.de/news/tribute-von-panem-werden-realitaet-kinder-kaempfen-hunger-gamessommerlager-
    1002077.html
    © Werner Schramm, Höchstadt 7/2018